Bei Trauer Schwarz tragen?
Hallo XXX,
früher war es gang und gäbe, ja selbstverständlich, nach einem Todesfall in der Familie die schwarzen Kleidungsstücke aus dem Schrank zu holen und sich für geraume Zeit in Schwarz zu kleiden. Geraume Zeit, das bedeutete in der Regel: ein Jahr lang. Ein Jahr dauerte das sogenannte Trauerjahr. Nach einem Jahr sollte das Schlimmste vorbei sein.
Ich erinnere mich noch gut daran, wie meine Oma es handhabte, nachdem mein Opa im Jahr 1966 verstorben war. Sie war knapp 63 Jahre alt, als es passierte, gar nicht viel älter als ich heute, aber sie trug von da an konsequent schwarze Kleidung. Erst nach geraumer Zeit wurde das Schwarz in Schwarz mal durch einen hellen Saum an einer Jacke oder ein Tuch in einer gedeckten Farbe aufgelockert. Irgendwann gestattete meine Oma sich auch wieder, farbige Kleidung zu tragen. Aber das dauerte. Sie richtete sich einfach danach, was damals üblich war. Ob sie sich fragte, was sie eigentlich möchte, weiß ich nicht.
Heutzutage wird mit dem Thema Trauerkleidung sehr viel flexibler umgegangen. Kurz nachdem ein Todesfall eingetreten ist, kleiden sich viele Angehörige in Schwarz. Das gilt insbesondere für die Stunde, in der die Trauerfeier stattfindet. Immer häufiger aber wird auch von Trauerkleidung abgesehen, nicht selten wird ausdrücklich in der Anzeige vermerkt, dass die Trauergäste kein Schwarz tragen sollen.
Was ist denn nun richtig?
Dies vorweg – es gibt kein Richtig und kein Falsch. Es gibt nur die ehrliche Auseinandersetzung mit dem Thema und das Gefühl, das du selbst bezüglich dieser Frage hast.
Anlässlich der Trauerfeier wird am deutlichsten, wie Leute das empfinden. Es gibt zahlreiche Gründe, die dafür sprechen, bei einer Trauerfeier Schwarz zu tragen, auch heute noch:
- um einer Tradition zu folgen
- um sich dem Anlass angemessen zu kleiden
- um durch die Auswahl der Kleidung auf das Gefühl hinzuweisen, das gerade vorherrschend ist
- um bewusst auf Alltagskleidung zu verzichten
- um der verstorbenen Person durch feierliche schwarze Kleidung die letzte Ehre zu erweisen
Das alles sind ernstzunehmende Gründe, die respektiert werden sollten. Ebenso gibt es Gründe, die gegen Schwarz sprechen:
- die verstorbene Person wollte es so
- das Schwarz macht noch trauriger
- das Gefühl sagt, dass Schwarz nicht richtig ist
- es sind Kinder dabei, die nicht durch massives Schwarz geängstigt werden sollen
- farbige Kleidung ist dem Leben zugewandt
Wie du dich entscheidest, am Tag der Trauerfeier und für das Leben danach, hängt einzig von dir selbst ab. Was du anziehst, muss sich für dich stimmig anfühlen, und zwar auch in Bezug auf die Menschen, denen du begegnest. Ich für meinen Teil halte viel davon, beides abzuwägen: wie fühle ich mich und wie wirkt das, was ich anziehe, auf mein Gegenüber? Ich kann noch so sehr mein Hawaii-Hemd mögen. Es könnte sein, dass ich jemandes Gefühle verletze, wenn ich es auf einer Trauerfeier trage.
Bei Trauer Schwarz tragen – ja oder nein? Bei der Trauerfeier Schwarz tragen – ja oder nein? Das sind Fragen, die kontrovers diskutiert werden können. Wie denkst du darüber?
Ich wünsche dir von Herzen eine schwarz-farbige von Mittwoch zu Mittwoch,
deine Katharina
Zitat der Woche: „Man kann den Tod eines geliebten Menschen tief und innig beklagen und doch in Hoffnung und selbst in Heiterkeit weiterleben.“ (Theodor Fontane)