Wir Menschen sind kommunikative Wesen. Wir wollen uns mitteilen und brauchen den Austausch untereinander wie kaum ein zweites Wesen. Dafür haben wir viele verschiedene Kanäle zur Verfügung. Reden, Schweigen, Berührungen, Umarmungen, Schreiben, Augenkontakt. Wir können uns mitteilen und wir sollten uns mitteilen, damit wir psychisch gesund bleiben. Jede*r von uns muss dabei ihren*seinen eigenen Weg finden, in Kontakt zu kommen.

Kanäle, um in Kontakt zu sein, gibt es heute mehr denn je. Persönliche Treffen, Telefon, E-Mail, WhatsApp, Facebook, Instagram, Video-Telefonate und auch immer noch der gute alte Brief. Wobei „in Kontakt sein“ und „in Kontakt sein“ sich auf den verschiedenen Kanälen sehr unterscheiden.

Musst du gerade einen traurigen Abschied verkraften, dann ist es ungleich schwieriger, die zur Verfügung stehenden Kommunikationskanäle zu nutzen. Nicht alle sind dafür tauglich, der Schwere des Themas gerecht zuwerden. Und selbst die, die funktionieren, tragen oft nicht auf Dauer. Über Tod zu sprechen, ist in unserer Gesellschaft nach wie vor mit einem Tabu belegt.Je länger der Trauerfall her ist, desto stärker. Dabei ist deine Trauer so wertvoll!

Wie jede Gefühlsäußerung will auch die Trauer sich mitteilen. Und sie braucht ein Gegenüber, um gehört oder aufgefangen zu werden. Viele machen die Erfahrung, dass Menschen sich gerade in Trauerphasen von ihnen zurückziehen. Je länger die Traurigkeit anhält, desto mehr.

Dabei ist Trauer eine Weise, eine sehr gute Weise, mit den eigenen Gefühlen in Kontakt zu kommen und sich mit anderen auf einer tiefen Ebene darüber auszutauschen. Wer Trauer kennengelernt hat, lebt danach anders, reicher, aber auch ein bisschen verwundeter. Menschlich eben.

Ich rate dir, um deiner selbst und deiner psychischen Gesundheit willen, dir unbedingt Räume zu suchen, in denen du über das Erlebte sprechen kannst: die Familie, eine Trauergruppe, Freunde*innen. Wenn es dort niemanden gibt, dann suche dir professionelle Ansprechpartner*innen. Kaum jemand verlangt von sich selber, ein kaputtes Auto reparieren zu können. Warum also willst du deine Seele heilen ohne die Unterstützung von Menschen, die etwas davon verstehen?

Du bist wertvoll. Deine Trauer ist wertvoll. Ich sorge in so manchem Trauergespräch für Irritation, ja Überraschung, wenn sich jemand meint, für’s Weinen entschuldigen zu müssen. Ich antworte dann: „Ich begrüße jede Ihrer Tränen!“

Begrüße du bitte auch deine Tränen. Freu dich darüber, dass du weinen kannst. Du lebst!

Ich wünsche dir eine im guten Sinne tränenreiche Woche,

deine Katharina

P.S. Manchmal reicht eine Karte aus, ein kleiner, wohlmeinender Hinweis: „Ich denke an dich!“ Wenn du diese oder eine andere meiner Postkarten verschicken oder verschenken möchtest, biete ich dir an, ausnahmesweise passende Umschläge mit zu verschicken. Das Angebot gilt bis Sonntag, 9. August.

Zitat der Woche: „In jeder Träne spiegelt sich das ganze Universum.“ 
(Katharina Ziegler)