Das Jahr 2020 ist unwiderruflich vorbei. Es ist Januar. Der Kalender liegt weitgehend unbeschrieben vor uns. Zwölf Monate voller Möglichkeiten, die uns gerade zwischen den Fingern zu zerrinnen scheinen, weil gestern eine Verlängerung und gleichzeitige Verschärfung des Lockdowns beschlossen wurde.

Ein leerer Kalender. Macht er dir Freude oder bereitet er dir Sorgen?

Ganz leer ist ein Kalender niemals. Es gibt Daten, die bleiben, die bleiben auch in Corona-Zeiten und sind wichtige Meilensteine für das eigene Leben. Geburtstage, Hochzeitstage, aber auch Sterbetage gehören in diesen Reigen unumstößlich hinein. Wer einen lieben Menschen verloren hat, mittlerweile vielleicht mehrere sogar, weiß, dass manche Tage einen Trauerflor tragen, während andere freudige Gefühle hervorrufen.

Ich empfinde es so, dass meine Termine durch die uns auferlegten Einschränkungen wie durch Siebe geschüttelt werden. Erst fällt weg, was unproblematisch weggelassen werden kann. Dann folgt der Verzicht auf Treffen und Zusammenkünfte, die einschneidend sind. Schließlich muss wegfallen, was wirklich schmerzhaft ist. Jede*r muss für sich selbst entscheiden, was in welche Kategorie gehört und wo die Maßnahme besonders weh tun.

Übrig bleibt ein Kalender, in den zunächst nur Termine eingetragen werden können, die die Essenz der Essenz sind. Mir geht es so, dass diese Termine dadurch eine höhere Bedeutung erlangen als in den Zeiten, in denen sie zwischen anderen Aufgaben und Erfordernissen verschwinden.

Warum nicht jetzt mal ganz klein, ganz intensiv einen Geburtstag begehen? Zu zweit geht es auch. Warum nicht einem Todestag die Emotionen einräumen, die er verdient? In Erinnerungen schwelgen, den Tränen freien Lauf lassen.

Meine persönliche Essenz der Essenz ist, meine engste Familie wieder unbeschwert treffen zu dürfen, meine Kinder entspannt umarmen zu können, mein frisch geborenes Enkelkind im Arm halten zu dürfen. All das wird gehen. Sehr bald wieder. Und es geht gerade mit wenigen Terminen in einem Jahr mit möglicherweise viel Essenz und ausreichend Platz im Kalender.

Ich wünsche dir von Herzen, dass das Wenige, was dein Kalender 2021 bis jetzt enthält, das ist, was dich aufbaut, stärkt und zu dir als einem lebendigen Menschen dazugehört!

Eine gute Woche von Mittwoch bis Mittwoch,

deine Katharina

Zitat der Woche: „Der neue Wandkalender steht vor mir. Vergebens forsch ich, welche Tage sich für mich rot, welche düster sich färben werden.“ (Johann Wolfgang von Goethe)