Heute ist der 13. Juli. Die Mitte des Jahres ist überschritten. Dem Kalender nach geschieht das, nachdem sechs Monate verstrichen sind, meinem Gefühl nach neigt sich das Jahr schon etwas früher, nämlich nach dem 21. Juni, allmählich dem Ende zu. Der Zenit ist überschritten. Noch ist es warm und sonnig und hell, noch sind die Tage lang und die Nächte kurz, aber schleichend wandern wir dem Herbst, dem Winter und der Dunkelheit entgegen.

Die Mitte des Lebens überschritten – ich weiß nicht, ob das bei dir so ist. Ich für meinen Teil dürfte, wenn nicht ein Wunder geschieht, die Mitte meines Lebens längst überschritten haben. So gesehen, befinde ich mich, aller Voraussicht nach, im Herbst dessen, was ich mein Leben nennen darf.

Nur, im Unterschied zu den Jahreszeiten, deren Wechsel unbeirrt von äußeren Einflüssen geschieht, darf ich mich nicht darauf verlassen, in genau dem Alter X die Mitte zu überschreiten, meine Lebensmitte. Denn diese lässt sich erst im Nachhinein bestimmen, wenn alles bereits vorbei ist.

Ich kann nicht wissen, ob mir ein gleicher Herbst und Winter beschert ist wie anderen, die mit 97 sterben. Ich darf mich nicht darauf verlassen, dass mir ja noch so viel Zeit bleibt. Mein Leben auf später zu verschieben, ist keine Option. Der Anfang vom Ende ist heute, ob der Zenit bereits überschritten ist oder nicht.

Du kannst nicht alles, was du dir für dein Leben noch vorgenommen hast, heute erledigen, aber du kannst damit anfangen. Du kannst nicht alle deine Träume heute in die Tat umsetzen, aber vielleicht einen ganz, ganz kleinen – und morgen wieder einen…

Wenn deine Lebensmitte hinter dir liegen sollte – die Chance steigt mit jedem Tag –, dann freu dich an der Zeit, die bleibt, und gib dir selbst die Möglichkeit, einen bunten Lebensherbst zu erleben, der irgendwann organisch in den Winter übergeht.

Ich wünsche dir von Herzen eine farbenreiche Woche von Mittwoch zu Mittwoch,

deine Katharina

Zitat der Woche„Nichts ist gewisser als der Tod, nichts ungewisser als seine Stunde.“ (Anselm von Canterbury)