Ich war früher der festen Überzeugung, dass Eltern, die ihr Kind verlieren, niemals wieder glücklich sein können. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie das gehen soll. Zu lachen vor dem Hintergrund eines der traurigsten Abschiede, die sich denken lassen. Unbeschwertheit zu leben, wo doch die Schwere so viel Raum einnimmt.
Und dann ist genau dieses Furchtbarste meiner Familie und mir passiert. Mein Mann und ich habe eine unserer Töchter verloren und unsere lebenden Kinder ihre Schwester. Das war im Jahr 2006. Wirklich vorbereitet waren wir darauf nicht. Man kann und sollte es auch nicht erwarten, irgendwann vielleicht einmal zu den verwaisten Eltern zu gehören.
Diese Erfahrung hat unser Leben auf den Kopf gestellt. Sie hat uns gleichzeitig dazu gezwungen, uns mit der unfassbaren Trauer, die der Verlust bedeutete, auseinanderzusetzen, unser Familienleben neu zu organisieren und zu versuchen, der Trauer ausreichend Raum zu geben, ohne künftig nur noch traurig zu sein. Es war eine Familienaufgabe, so kann ich es wohl beschreiben. Viele Gespräche und Rituale, das Bewusstsein, dass der Tod von nun an stärker, als es uns allen lieb war, zum Leben dazugehörte, aber auch neue, überraschende Erfahrungen.
Eine der überraschenden Erfahrungen war, dass es trotzdem positive Erlebnisse in unserem Leben gab. Dennoch gab es lebenswerte und liebenswerte Momente. Dennoch lohnte es sich ganz unbedingt zu leben! Und ja, es gab Lachen und Freude und Ungezwungenheit. Manchmal mit einem Schatten überzogen, aber doch echt.
Es geht also. Es geht, auch nach einem sehr schweren Verlust wieder am Leben anzubeißen und die schönen Seiten nicht nur zu sehen, sondern sie von Herzen empfinden zu können und Ja zum Leben zu sagen. Der Weg dorthin ist oft steinig. Aber es lohnt sich, ihn zu gehen. Wären wir ihn nicht gegangen, hätte der Tod unserer Tochter mehr als nur ein Leben gekostet.
Ich wünsche dir in dieser Woche von Mittwoch zu Mittwoch ein von Herzen kommendes Ja zu deinem Leben, was auch immer es für dich bereithält,
deine Katharina
Zitat der Woche: „Wenn alles gegen dich zu laufen scheint, erinnere dich daran, dass das Flugzeug gegen den Wind abhebt, nicht mit ihm.“ (Henry Ford)