Wer weiß eigentlich, wie Sterben geht? Ärzte, die schulmedizinisch behandeln und einer Krebspatientin Chemo um Chemo verabreichen? Heilpraktiker, die sich in Chinesischer Medizin auskennen und auf natürlichem Wege helfen wollen? Hospizmitarbeiterinnen, die sich auf würdiges Sterben spezialisiert haben? Wer weiß eigentlich, wie Sterben geht?

Maria Stadler hat Krebs im Endstadium. Sie weiß nicht, wie viel Zeit ihr noch bleibt. Was sie aber weiß, ist, dass sie nicht im Krankenhaus bleiben und sich die x-te Chemotherapie verabreichen lassen will. Sie möchte nach Hause. Auf den Hof, von dem sie kommt. In ihren Garten, zu ihren Blumen.

Der Chefarzt des Krankenhauses unterstützt den Schritt, weil er davon ausgeht, dass die Patientin nach wenigen Tagen genug von ihrem Ausflug ins eigene Heim haben und freiwillig ins Krankenhaus zurückkehren wird. Aus diesem Grunde stellt er der Sterbenden seine beste Kraft, die Krankenschwester Andrea, an die Seite, die Maria zu Hause betreuen soll.

Andrea lernt viel in diesem Haushalt, der außer von Maria auch noch von ihrem Sohn Simon bewohnt wird, der den Hof bewirtschaftet. Sie lernt, sich mit Umständen zurechtzufinden, die ihr zu schaffen machen, mit einem unorganisierten, unsauberen Haushalt zum Beispiel. Sie lernt andere medizinische Wege kennen als die, die hinter den Türen des Krankenhauses beschritten werden. Sie lernt, die Situation aus der Sicht einer Sterbenden zu sehen und in ihrem Sinne zu handeln.

So gibt sie den Anstoß für den Besuch von Marias zweitem Sohn, der in Australien lebt. Sie sorgt eigenständig dafür, dass Maria schöne, letzte Erlebnisse hat. Und letztendlich verhilft sie der gesamten Familie zu mehr Frieden angesichts des Todes. Und ganz nebenher geschieht es ihr, dass ihr eigenes Leben sich in eine unerwartete Richtung entwickelt.

Wer weiß eigentlich, wie Sterben geht? Der Film „Marias letzte Reise“ beschreibt auf berührende Art und Weise, dass es zu einem guten Teil die Sterbenden selbst sind, die von allen Fachleuten nicht mehr und nicht weniger brauchen, als eine menschenwürdige und menschenzentrierte Sterbebegleitung.

Ein sehr empfehlenswerter Film, der manches Mal zum Lachen und manches Mal zum Weinen bringt und auf jeden Fall den Horizont erweitert im Hinblick auf die letzte Reise, die uns allen irgendwann einmal bevorsteht.