In der Situation des Abschiednehmens sind Erinnerungen ein wichtiger Faktor. Wer einen lieben Menschen gehen lassen muss, klammert sich an das, was bleibt, wenn eine*r geht. Erinnerungen gehören dazu. Erinnerungen leben in Bildern, Gegenständen, Gedanken, Kindern, Worten, Träumen, sie wohnen an verzauberten Orten und an Orten der Realität.

„Die Erinnerungen bleiben“, sagen viele, die einen schmerzvollen Verlust verkraften müssen. Und sie trösten sich damit selber. In gewisser Weise stimmt es, dass die Erinnerungen bleiben, aber es steckt nur die halbe Wahrheit darin. Denn Erinnerungen bleiben nicht automatisch lebendig. Sie sind flüchtig und sie müssen gepflegt werden, damit sie sich einstellen. Und dafür gibt es Möglichkeiten: Fotos ansehen, Videos schauen, Briefe durchsehen, in Tagebüchern blättern, Hochzeitsalben zur Hand nehmen. Das sind Wege, die schnell beschritten sind.

Etwas aufwändiger, doch gleichzeitig erinnerungs-nachhaltiger sind Besuche von Orten, die gemeinsam wichtig waren: vertraute Spazierwege, ein Urlaub ohne dich und gleichzeitig mit dir… Oder die Gestaltung von Erinnerungsfeiern an besonderen Tagen wie dem Geburtstag, dem Todestag oder an welchem besonderen Datum auch immer.

Es ist so schön, dass es Erinnerungen gibt, wenn ein geliebter Mensch nicht mehr bei uns sein kann. Aber es tut auch weh, weil durch die Erinnerungen gleichzeitig das Gefühl des Verlustes verstärkt wird. Das war einmal und wird nie wieder sein…

Trotzdem sind deine Erinnerungen wertvoll. Sie bergen Süßes und Schmerzliches, die ganze Palette des Lebendigen. Und sie sind eine deiner Möglichkeiten, die Grenze zu überschreiten zwischen dem Land der Lebenden und dem Land der Toten. Allein dies ist eine Reise wert.

Ich wünsche dir eine zauberhafte, grenzüberschreitende Erinnerungs-Woche und grüße dich von Herzen,

deine Katharina

P.S. Ich habe zum Thema der Woche ein Video gemacht. Du kannst es dir ansehen, wenn du auf den Button klickst. Hier!

Zitat der Woche: „Alle Erinnerung ist Gegenwart.“ (Novalis)