Wer hätte das vor einem Jahr gedacht? Abstand halten, Masken im Gesicht, Hygienekonzepte und ein schier endlos erscheinender Lockdown. Ich zumindest war darauf nicht vorbereitet. Häppchenweise eine politische Entscheidung nach der anderen. Und dann die nächste und wiederum die nächste. Ich kenne reichlich Menschen, die die Nase gestrichen voll davon haben.

Aber neben denen, die genervt sind und schlicht und ergreifend keinen Bock mehr auf das alles haben, gibt es echte Verlierer*innen dieser Pandemie: Kinder aus sozial schwachen Verhältnissen, Leute, die seit Monaten in Kurzarbeit sind und denen das Geld zum Leben fehlt, Selbstständige, Unternehmer*innen, die nicht mehr ein noch aus wissen und sich fragen, ob und wenn ja wie sie ihren Betrieb retten können, Eltern, die sich seit einem Jahr mit ihren Kindern eine kleine Wohnung teilen und Homeoffice und Homescooling unter einen Hut bringen müssen. Die Nerven liegen blank und die Verzweiflung ist groß.

Durch meine Arbeit komme ich mit denjenigen in Kontakt, die die Auswirkungen der Pandemie am Ende des Lebens mit voller Wucht treffen. Besuche im Krankenhaus sind nur schwer oder gar nicht möglich. Das Sterben passiert alleine. Die Selbstbestimmung im Zusammenhang mit Abschied und Tod ist auf ein Minimum reduziert. Das alleine wäre schlimm genug. Und nun gesellt sich mit Andauern der sozialen Isolation ein weiteres Problem hinzu: die Einsamkeit.

Viel stärker als sonst sind Trauernde auf sich selbst zurückgeworfen. Treffen im Familienkreis sind schwierig, ein Kaffee mit einer Freundin nur begrenzt möglich, Unternehmungen dürfen nicht sein. Und erst recht finden keine Trauergruppen statt. Es gibt so gut wie keine Gelegenheiten, sich über Trauriges auszutauschen und mit Gleichgesinnten darüber zu sprechen.

Meine Facebook-Gruppe „Trauer trifft Trost“ fängt ein bisschen was davon ab. Da können Trauernde sich aussprechen, vielmehr ausschreiben, und finden andere, die sie unterstützen. Auch ich begleite die Menschen in dieser Gruppe. Aber es sind über 1000 Mitglieder, was mich sehr freut, eine individuelle Betreuung jedoch nur in Einzelfällen erlaubt.

Deshalb gibt es in Kürze – für die Leser*innen meiner Mittwochs-Mail vermutlich schon im Verlaufe der kommenden Woche – die Möglichkeit, so eng wie es virtuell überhaupt geht, an mich heranzurücken und eine intensive Online-Trauerbegleitung zu bekommen. Sie schließt den 24/7-Austausch mit Gleichgesinnten undmit mir ein, sie setzt auf tägliche positive Impulse per E-Mail und auf Sprechstunden zweimal pro Woche. Dadurch entsteht ein Miteinander und ein Gruppengefühl unter Trauernden, wie es online intensiver nicht sein kann. Ich freue mich selber sehr auf dieses Angebot und dass es technisch möglich geworden ist. Statt einsam gemeinsam – so kommen Trauernde in diesen speziellen Zeiten professionell begleitet und in stärkendem Miteinander durch ihre Trauer hin zu einem (wieder) lebenswerten Leben. Das ist meine Frucht der Pandemie und mein Beitrag zu einer lebenswerteren Welt.

Wenn das für dich interessant sein sollte, dann achte auf meine nächsten E-Mails, sie enthalten weiterführende Informationen.

Eine stärkende Woche von Mittwoch zu Mittwoch, das wünsche ich dir von Herzen!

Deine Katharina

Zitat der Woche: „Begegnest du der Einsamkeit – hab‘ keine Angst! Sie ist eine kostbare Hilfe, mit sich selbst Freundschaft zu schließen.“ (Aus Indien)