Trauer existiert in unterschiedlichen Formen und entsteht in verschiedenen Zusammenhängen. Mein Buch Loch im Leben ist aus der Trauerbegleitung von Personen entstanden, die einen lieben Menschen durch Tod verloren haben.
Auf Facebook schrieb eine Frau als Kommentar zu meinem Buch: Schade, es geht hier um die Trauer um Verstorbene, ein Thema, was man verarbeiten, irgendwann akzeptieren und gehen lassen kann. Anders bei Trennungen – hier habe ich verlassen, weil ich nach knapp einem Jahr gemerkt habe, dass ich mit einem Narzissten zusammen bin. Nicht so einfach, aus der Zuckerbrot-und-Peitsche-Nummer rauszukommen. Ich schaffe es (diesmal).
Ihr Kommentar zeigt, dass Betroffene in Trennungssituationen sich oft allein gelassen fühlen mit der Trauer, die sie zwangsläufig überkommt. Trennung bedeutet Abschied und das Gefühl, das beim Abschied entsteht, heißt Trauer (oder Erleichterung oder Ohnmacht oder…).
Im Zusammenhang mit Trennungen stehen oft nicht so sehr die Gefühle im Vordergrund, sondern mehr praktische Fragen: das Kindeswohl, finanzielle Sorgen, Umzug – Abschied und Neuanfang auf ganzer Linie. Zeit für Trauer bleibt da nicht. Es wirkt, als hätte sie dort nichts zu suchen.
Das zeigen wohlmeinende Ratschläge à la: „Sei doch froh, dass du den los bist!“ Ja, auch das mag stimmen, aber es bleibt trotzdem die Trauer über zerplatzte Träume und in Schutt gelegte Hoffnungen.
Wir brauchen eine Trauerkultur! Wir müssen Räume dafür schaffen, dass Trauriges sein darf und möglich ist in einer Gesellschaft, in der das Funktionieren an oberster Stelle steht.
Trauer sollte nicht künstlich intensiviert werden, niemand sollte darin herumbohren, aber sie darf andererseits, was viel häufiger geschieht, auch nicht bagatellisiert werden. Trauer ist nun einmal keine Bagatelle, sondern ein ernst zu nehmendes Gefühl, das die Kraft hat, für eine Zeit lang dein gesamtes Leben auf den Kopf zu stellen.
TRAUER. ERNST. NEHMEN. – Bei Tod, bei Trennung, beim Abschied, bei jedwedem Verlust. Deine Seele wird es dir danken.
Ich wünsche dir von Herzen eine liebevolle Trauerwoche von Mittwoch zu Mittwoch,
deine Katharina
Zitat der Woche: „Traurigsein ist wohl etwas Natürliches. Es ist wohl ein Atemholen zur Freude, ein Vorbereiten der Seele dazu.“ (Paula Modersohn-Becker)