Der nächste Mittwoch ist gekommen und mit ihm die Mittwochs-Mail, die morgens um 7.00 Uhr in deinem E-Mail-Postkasten landet. Ich weiß nicht, wie deine Woche war. Mir geht es so, dass meine Gedanken im Moment sehr stark mit den Trauerfällen befasst sind, die ich begleite. Es sind einige junge Menschen dabei, zu deren Abschied ich Trauerfeiern halte – oder Abschiedsfeiern oder Lebensfeiern, als was auch immer wir die Rituale bezeichnen wollen, die anlässlich des Todes eines Menschen begangen werden. Da mir daran liegt, das Leben des*der Verstorbenen noch einmal aufleuchten zu lassen, spricht viel dafür, von einer Lebensfeier zu sprechen. Wir feiern das Leben, das zu Ende geht, und nicht den Tod, der gekommen ist.

Ich war gestern im Bremer Raum für den Abschied von einem Mann engagiert, der im Alter von 40 Jahren bei einem Arbeitsunfall ums Leben gekommen ist. Seine Kinder hatten den Sarg bemalt. Es war, in aller Traurigkeit, ein schöner Abschied. Sehr stimmig. Alles passte zu dem Mann, der er gewesen war. Selbst am Himmel brach die Sonne auf, nachdem es große Teile des Vormittags in Strömen gegossen hatte.

Bei diesem und auch bei den anderen Sterbefällen, anlässlich derer ich die Rede halten soll, stelle ich mir die Frage: Wann hat jemand genug gelebt? Kannst du diese Frage für dich beantworten? Wann hast du genug gelebt? Lässt sich die Antwort in Jahreszahlen ausdrücken? In dem, was ich gemacht haben möchte, bevor ich sterbe? Wann habe ich genug gelebt?

Obwohl ich mich täglich mit solcherlei Themen befasse, kann ich die Frage für mich selbst nicht mit Sicherheit beantworten. Was ich weiß, ist: genug zu leben, bedeutet nicht, möglichst lange zu leben.

Ich für meinen Teil möchte im Verlaufe meines Lebens: 

  • wirkliche Liebe erfahren
  • meine Kinder aufwachsen sehen
  • erleben, wie meine Enkelkinder geboren werden
  • das Gefühl haben, etwas zu tun, was mich erfüllt

Soweit meine spontane Liste, die sich durch zig Punkte erweitern ließe. Dieses waren die ersten vier, die während meines Schreibens obenauf lagen.

Wann du magst, schreib mir mal, wann du aus deiner Sicht genug gelebt hast. Es interssiert mich sehr, wie du darüber denkst.

Ich wünsche dir von Herzen eine lebenswerte Woche von Mittwoch zu Mittwoch,

deine Katharina

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