Schon im Existenzgründer:innenkurs wurde es mir gesagt:
Für eine Selbstständigkeit braucht es eine stabile Gesundheit.
Damals habe ich genickt und gedacht: Zum Glück habe ich eine stabile Gesundheit.
Und ja, grundsätzlich stimmt das auch. Ich bin robust, selten krank, und wenn, dann meist nur kurz. Doch Selbstständigkeit heißt auch: Es gibt keine Lohnfortzahlung, kein Auffangnetz für Krankheitsfälle. Wenn du nicht arbeitest, verdienst du nichts.
Krank sein als Selbstständige – und als Trauerrednerin
In vielen Berufen lässt sich ein Termin verschieben. In einer Praxis wird umgebucht, ein Telefonat genügt.
Als Trauerrednerin ist das anders. Abschiedsfeiern sind terminiert. Hinterbliebene, Bestattungsinstitute und Trauergäste verlassen sich darauf, dass die Rednerin oder der Redner pünktlich erscheint – präsent, gesammelt und stimmkräftig.
Gerade die Stimme ist in diesem Beruf das zentrale Werkzeug. Ein kleines Halskratzen reicht aus, um alles ins Wanken zu bringen. Und genau das ist meine persönliche Achillesferse: der Hals. Schon als Kind war das so. Wenn ich krank wurde, dann dort.
Für eine Trauerrednerin ist das keine besonders günstige Schwachstelle.
Wenn der Hals streikt
In dieser Woche ist es wieder so weit. Mein Hals meldet sich, und ich merke, wie schnell es eng werden kann. Zum Glück habe ich aktuell nur zwei Trauerfeiern. In der Woche davor waren es sechs, in der kommenden sind es fünf. Zwei lassen sich bewältigen – mit Umsicht, Disziplin und einer klaren Strategie.
Meine Maßnahmen, um arbeitsfähig zu bleiben, sind simpel, aber bewährt:
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so viel Schlaf wie möglich (in dieser Woche bin ich abends sehr früh ins Bett gegangen)
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Kartoffelwickel, ganz klassisch
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Inhalationen mit heißem Wasser und hochwertigem Salz
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für den Tag der Trauerfeier bewährte Stimmhilfen, Tee mit Honig in Reichweite des Lesepults
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und dort, wo es sinnvoll ist, der Einsatz eines Mikrofons, selbst wenn normalerweise ohne gesprochen wird
Es gibt sicherlich noch bessere Methoden. In meinem aktuellen Kurs sind zwei Schauspielerinnen, mit denen wir bereits begonnen haben, über Stimmtechnik zu sprechen. Ich bin sicher, dass ich dort noch dazulernen werde – und dieses Wissen weitergeben kann.
Für den Moment tragen mich diese Maßnahmen.
Warum ein starkes Netzwerk entscheidend ist
Das Wichtigste im Krankheitsfall ist jedoch etwas anderes: ein verlässliches Netzwerk von Trauerredner:innen.
Früher habe ich niemanden empfohlen, wenn ich selbst nicht konnte. Nicht aus Arroganz, sondern aus Verantwortung. Ich wusste, wie ich arbeite. Wie andere arbeiten, wusste ich nicht. Also habe ich lieber abgesagt, als jemanden zu schicken, für den ich nicht einstehen konnte.
Das hat sich verändert.
Inzwischen sind aus meinen Kursen wunderbare Trauerredner:innen hervorgegangen, die in meiner Nähe arbeiten. Ich kenne ihre Haltung, ihre Sorgfalt, ihre Art, Abschiedsfeiern zu gestalten. Nicht, weil sie so arbeiten wie ich – jede Persönlichkeit ist einzigartig –, sondern weil sie in meinem Sinne arbeiten.
Heute gibt es Menschen, die ich empfehlen kann, wenn es nötig ist.
Eine Vision, die weiter reicht
Mein Ziel ist es, genau dieses Netzwerk weiter wachsen zu lassen. Deutschlandweit.
Ein Netz von Trauerredner:innen, die aus derselben Ausbildung kommen, die sich gegenseitig kennen, schätzen und unterstützen. Die füreinander einspringen können, wenn es darauf ankommt. Und die wissen, dass sie empfohlen werden, weil Vertrauen da ist.
Gerade in einem Beruf, der so viel Verantwortung trägt, ist das unbezahlbar.
Erholung als Pflicht, nicht als Luxus
Für mich heißt es jetzt: durchhalten, umsichtig arbeiten und dann bewusst pausieren. Das Wochenende ist ruhig, und ich werde es nutzen, um zu regenerieren. Damit ich in der kommenden Woche hoffentlich wieder gesund und mit voller Kraft arbeiten kann.
Denn stabile Gesundheit ist kein Nice-to-have.
Sie ist die Grundlage dafür, diesen Beruf langfristig, verantwortungsvoll und mit Freude auszuüben.
Ich wünsche dir ein erholsames drittes Adventswochenende,
viel Licht im Dunkeln – und im Herzen.
Deine Katharina