Ich bekomme gerade von einer lieben Geschäftsfreundin mit, wie ihre Partnerschaft zerbricht. Alles muss neu sortiert werden. Kind und Alltag und Beruf. Dazu kommt die Enttäuschung über die geplatzten Träume. Wie konnte ich mich so irren?

Der Abschied von einer Beziehung, selbst wenn du selber gehst, ist unendlich schmerzhaft. Denn zahlreiche desillusionierende Schritte waren nötig, bis es dazu kam. Wenn Menschen sich entlieben, ist Trauer im Spiel. Eine Trauer, die oft nicht ausreichend erkannt und bewusst gelebt wird. Viele Mechanismen, die auch bei einem Abschied im Todesfall anspringen, greifen angesichts einer Trennung: Angst vor Einsamkeit, das Funktionieren-Müssen… Dazu gesellen sich Gefühle wie Wut, Eifersucht, Ohnmacht – je nach Lage und Situation das ein oder andere Gefühl stärker oder weniger stark. Wichtig ist, die Trauer ernst zu nehmen. Denn nicht selten ist die Trauer bei einer Trennung stärker als im Falle des Todes eines geliebten Menschen. Denn bei der Trennung ist jemand freiwillig gegangen. Ich erinnere mich noch sehr gut an die Trennungen in meinem eigenen Leben. Ich glaubte nicht nur einmal, mir wäre das Herz zerrissen.

Ob im Zusammenhang einer Trennung oder im Todesfall. Trauer braucht ihren Raum. Sie will ernst genommen werden. Bei meinen eigenen Trauerprozessen hilft es mir, mir nicht nur die Gefühle zuzugestehen, die hochkommen, sondern mich eingebettet zu fühlen in ein großes Ganzes. Wenn ich auf mein eigenes Leben zurück gucke, dann sehe ich, dass ich schon so viele Abschiede verkraftet habe, aus so vielen Löchern wieder herausgekrabbelt bin. Und es ist mir jedes Mal gelungen, wieder zu einem glücklichen und lebenswerten Lebendurchzudringen. Nicht ohne meine Trauer, sondern mit ihr. Sie ist Teil meines Lebens, sie gehört zu mir, aber sie hat keine Macht über mein Leben. Macht hat das große Ganze und mein festes Vertrauen darauf, dass ich meinen guten Platz darin habe und meine großen menschlichen Katastrophen immer nur relativ sind.

Wie singt es Reinhard Mey?

Über den Wolken
Muss die Freiheit wohl grenzenlos sein
Alle Ängste, alle Sorgen, sagt man
Blieben darunter verborgen und dann,
Würde, was uns groß und wichtig erscheint
Plötzlich nichtig und klein

Ich wünsche dir eine wunderbare Woche von Mittwoch zu Mittwoch und hoffe inständig für dich, dass du in all deinem Schmerz das große Ganze spürst. Du hast deinen guten Platz darin!

Von Herzen alles Liebe,

deine Katharina

P.S. Wie du vielleicht weißt, arbeite ich derzeit an einem Onlinekurs zur Trauerbegleitung. Wenn du mir dabei helfen magst, den Kurs so gut wie möglich mit lebendingen Beispielen zu füllen, dann erzähl mir gerne, was deine tröstendsten Erlebnisse waren.