Warum der letzte Monat des Jahres so schwer zu tragen ist

Der Dezember ist nicht gerade die beste Zeit, um einen geliebten Menschen zu verlieren. Natürlich gibt es nie einen „richtigen“ Zeitpunkt für den Tod, das wissen wir alle. Und doch bringt dieser Monat mehrere Besonderheiten mit sich, die das Abschiednehmen für Hinterbliebene und für alle, die Abschiedsfeiern begleiten, zu einer noch größeren Herausforderung machen.

Wenn Licht fehlt und Dunkelheit schwerer wiegt

Die Tage sind kurz, die Nächte lang. Wir wissen, dass Licht unser seelisches Gleichgewicht beeinflusst. In der Dunkelheit steigt vieles leichter an die Oberfläche: trübe Gedanken, alte Wunden, schmerzliche Erinnerungen.
In dieser Zeit Abschiedsreden zu halten oder eine Trauerfeier vorzubereiten, verlangt von Trauerredner:innen eine besondere Feinfühligkeit.

Weihnachten ohne die, die fehlen

Kaum ein anderes Fest ist so sehr mit Familie verbunden wie Weihnachten. Wenn ein Platz leer bleibt, wenn eine Stimme im Chor der Vertrauten verstummt ist, wiegt das doppelt schwer. Viele Trauerfamilien äußern daher den Wunsch, die Abschiedsfeier unbedingt vor Weihnachten stattfinden zu lassen, damit sie nicht mit einer offenen Wunde in die Feiertage gehen.

Für uns, die wir in der Trauerbegleitung arbeiten – Trauerredner:innen, Bestatter:innen, Florist:innen, Musiker:innen – bedeutet das oft: sehr wenig Spielraum, sehr enge Terminfenster und eine umso größere Verantwortung.

Der Jahreswechsel: Hoffnung und Schmerz zugleich

Der Übergang ins neue Jahr ist für viele ein Symbol der Hoffnung. Ein neuer Anfang, ein frischer Blick, ein bisschen Licht am Horizont. Der Tod fügt sich nicht in dieses Bild.
Wer im Dezember jemanden verliert, erlebt einen Bruch zwischen innerer Realität und äußerem Festkalender. Und genau dort braucht es Worte, die tragen. Worte, die trösten, ohne zu beschönigen. Worte, die Orientierung geben, ohne falsche Versprechen zu machen.

Warum Dezemberabschiede besondere Aufmerksamkeit verlangen

Als Trauerrednerin weiß ich, wie wichtig es ist, das Besondere dieser Zeit im Blick zu behalten. Wenn die gewohnten Anker fehlen – Licht, Familie, Perspektive – müssen Abschiedsreden noch bedachtsamer formuliert und Trauerfeiern noch umsichtiger begleitet werden.

Gerade jetzt spüren Familien besonders deutlich, wie sehr sie auf unsere Arbeit angewiesen sind: auf klare Kommunikation, auf Einfühlungsvermögen, auf ein Stück zeitlichen Spielraum.

Deshalb versuche ich, vieles möglich zu machen. Am kommenden Montag fahre ich beispielsweise für eine Trauerfeier nach Hamburg. Die Familie hatte mich bereits bei zwei Abschieden in Bremen erlebt und bat mich, sie erneut zu begleiten. Auf besonderen Wunsch mache ich das – wissend, dass ein solcher Tag mit Vorbereitung, Fahrt und Feier deutlich mehr als ein kompletter Arbeitstag ist.

Für Hinterbliebene ist der Dezember der schwerste Monat

Dezemberabschiede sind für alle Beteiligten herausfordernd:
für Trauerredner:innen, die ein feines Gespür für Zwischenräume brauchen;
für Bestatter:innen, die organisatorische Höchstleistungen erbringen;
aber am schwersten für diejenigen, die zurückbleiben.

Sie benötigen unser umsichtiges Handeln, unsere Aufmerksamkeit, unser Entgegenkommen – und eine Abschiedsfeier, die ihnen hilft, mit etwas mehr Licht und Halt durch die dunkle Jahreszeit zu gehen.

Ein Wunsch für diese Zeit

Ich wünsche dir von Herzen aufbauende Dezembererfahrungen und viel Licht in dieser dunklen Phase des Jahres. Mögest du Menschen an deiner Seite haben, die dich durch diese Zeit begleiten – und mögest du selbst ein bisschen Wärme dorthin bringen, wo sie gebraucht wird.

Deine Katharina