Gedanken zum Dezember: Vergänglichkeit, Gesundheit und der Wert unserer Zeit
Der Dezember hat eine besondere Art, sich anzukündigen. An manchen Tagen leise, fast flüsternd, während dünner Regen die Welt in ein graues Tuch hüllt. Manchmal laut und frostig, an anderen Tagen mild und freundlich. Und dann gibt es diese Morgen, an denen die Luft so kalt ist, dass sie einen mit einem Atemzug wach und klar werden lässt.
An einem solchen Morgen sitze ich am Schreibtisch, das Fenster weit geöffnet, und denke über die vergangenen Tage nach. Gestern war ich im Regen auf dem Friedhof unterwegs. Ein Besuch, der mich einmal mehr daran erinnert hat, wie wichtig es ist, auf sich selbst zu achten – gerade als Trauerrednerin, gerade als Selbstständige, gerade in einer Jahreszeit, in der der Körper auf jede Nachlässigkeit empfindlich reagiert.
Wie sehr Gesundheit unser Arbeiten trägt
In meinem Beruf ist die Stimme mein wichtigstes Werkzeug. Ein leichter Infekt genügt, und die Arbeit wird zur Herausforderung. Deshalb bedeutet Selbstfürsorge für mich nicht nur Achtsamkeit im Alltag, sondern auch ganz praktische Entscheidungen: den Schirm aufspannen, die Mütze aufsetzen, schlafen, wenn der Körper es fordert.
Gleichzeitig weiß ich, wie schnell im Dezember der Ausgleich verloren geht. Die Termine verdichten sich, die emotionalen Begegnungen nehmen zu, die Nächte werden kürzer. Ich tue, was ich kann, aber ich weiß auch, dass niemand sein Leben perfekt gestalten kann.
Manchmal staune ich darüber, wie robust manche Menschen sind, besonders jene, die schwere Zeiten erlebt haben: Krieg, Flucht, Entbehrung. Ihre Lebensläufe zeigen, wie unterschiedlich wir Menschen gebaut sind und dass wir nicht unbedingt wissen, wie belastbar wir sind.
Der Wunsch, das eigene „Wann“ zu kennen
Gestern lernte ich in einem Trauergespräch einen Mann kennen, vielleicht Anfang fünfzig, der einen ungewöhnlichen Wunsch äußerte: Er wollte wissen, wann sein eigenes Leben enden wird.
Das war bemerkenswert, denn meist höre ich Sätze wie: „Zum Glück kennen wir unser Ende nicht.“ Die meisten Menschen möchten gar nicht wissen, wann die eigene Lebensuhr stoppt. Dieser Mann hingegen hätte gerne Klarheit. Nicht aus Angst, sondern aus dem Bedürfnis nach Orientierung.
Solche Gespräche führen mich regelmäßig zu der Frage, wie sehr Ungewissheit zum Leben gehört. Ob es uns schützt oder belastet. Und wie wir unseren Alltag gestalten würden, wenn wir mehr wüssten, als wir wissen sollten.
Wintertage, die Erinnerungen wachrufen
Der Dezember ist ein Monat, der Vergangenheit und Gegenwart miteinander verwebt. Er bringt Momente der Besinnlichkeit, aber auch der Wehmut. Viele Menschen erinnern sich an familiäre Rituale, an die eigene Kindheit, an vertraute Düfte oder Lichter, an Menschen, die nicht mehr da sind.
Auch ich denke im Dezember oft an das, was vergangen ist, und an das, was bleibt. Der Winter hat die Fähigkeit, uns bewusst zu machen, dass ein Jahr alt wird. Dass Dinge zu Ende gehen. Dass auch wir nicht unendlich Zeit haben – und dennoch jeden Tag gestalten dürfen.
Ein stiller Hinweis des Lebens
Auch ohne zu wissen, wann unser eigener letzter Tag kommt, spüren wir: Die Zeit ist kostbar. Jeder Tag ist ein Fragment unseres persönlichen Weges. Manche Tage sind schwer, manche leicht, manche voller Regen und manche voller Licht. Aber sie alle gehören zu uns.
Der Dezember lädt uns ein, gut für uns zu sorgen, bewusst zu leben und zugleich nicht in Watte gepackt durchs Jahr zu gehen. Denn Schutz ist wichtig, aber genauso wichtig ist es, mutig und neugierig zu bleiben, solange wir hier sind.
Ein Gruß an diesen kühlen Dezembertag
Ich wünsche dir an diesem winterlichen Tag einen klaren Kopf, warme Gedanken und die Gelassenheit, die dunklere Jahreszeit nicht als Bürde, sondern als Möglichkeit zu erleben.
Pass gut auf dich auf, bleib warm genug, um gesund zu bleiben, und kühl genug, um wach durchs Leben zu gehen.
Deine Katharina