Ich bin gestern Abend früh ins Bett gegangen. Zum Glück. Denn nun kann ich in aller Frühe ausgeschlafen (!) am Schreibtisch sitzen und dir von meinem Tag erzählen, meinem Dienstag dieser Woche.

Mein Arbeitstag gestern war nämlich geprägt von drei Trauerfeiern, die ich begleitet habe. Das ist selten. Ich versuche es zu vermeiden, so viele Termine auf einen Tag zu legen. Denn das ist ein ganz schönes Programm. Bei jeder der Abschiedsfeiern ist meine volle Präsenz gefragt. Sie sind keine Termine im Kalender, zu denen ich leidenschaftslos hingehe und die unbeteiligt an mir vorüberrauschen.

Bei mir bekommt jede Familie, die Goodbye sagen muss, Goodbye für immer, meine ganz besondere Aufmerksamkeit. Die Situation des Abschieds ist eine der verletzlichsten Lebenslagen, in denen wir uns befinden können. Sie braucht Menschen, die sich ehrlich zuwenden, die empathisch sind und die ihre Arbeit mit Profession und Liebe tun.

Deshalb ist bei mir die Vorbereitung auf so einen Tag alles. Zeit genug für die Trauergespräche mit den Angehörigen. Zeit genug, um die Reden zu schreiben und die gesamten Abschiedsfeiern zu planen.

Denn wenn das getan ist, ist die Durchführung für mich problemlos machbar.

Ich bringe die Erfahrung aus rund 1.800 Trauerreden mit. Ich liebe Menschen, und ich liebe meinen Beruf. Ich weiß inzwischen aus zahlreichen Rückmeldungen, dass ich meine Worte passgenau und berührend platzieren kann.

Meine Leidenschaft ist, Menschen zu ihrem Abschied von dieser Erde noch einmal aufleuchten zu lassen. Ein bisschen so, als wären sie selbst an ihrem Abschiedstag dabei.

Dafür brenne ich.

Und vielleicht warst du eine:r davon, die das bereits live und in Farbe miterleben mussten – oder durften.

Gestern waren es drei Abschiede an einem Tag. Heute fahre ich anlässlich einer Lebensfeier nach Rotenburg an der Wümme, 70 Kilometer entfernt. Am Samstag zu einem Trauergespräch nach Celle, eine Strecke von 138 Kilometern. Dort wird auch Mitte November der Abschied stattfinden.

Meine Kreise werden größer, weil immer mehr Menschen meine Expertise zu schätzen wissen, gerade in besonders schwierigen Trauerfällen.

Wie begegne ich dem? Denn schließlich kann ich nicht mehr und mehr arbeiten.

  1. Ich bilde Trauerrednerinnen und -redner aus. Deutschlandweit gibt es ein stetig wachsendes Netz von Rednerinnen und Rednern, die von mir ausgebildet wurden und durch mich begleitet in ihren Beruf starten. Auf diese Weise multipliziere ich meine Expertise und ein bisschen auch meine Person.
  2. Ich sage auch mal Termine ab. Wenn ich weiß, dass ich einer Familie aus Zeitgründen nicht gerecht werden kann, dann ist es besser, gleich einen Riegel davor zu schieben.
  3. Ich bin gerade dabei, meine regelmäßigen Tätigkeiten auf ein Minimum zu reduzieren. Denn es ist schön, für eine Sache zu brennen. Aber nur wer brennt, kann auch ausbrennen. Und dem möchte ich vorbeugen.

Aus diesem dritten der Gründe wird diese Mittwochs-Mail auch meine vorerst letzte Mittwochs-Mail sein. Mir macht es Spaß, sie regelmäßig zu schreiben, wirklich. Aber es ist Zeit, an mich und meine Kräfte zu denken und achtsam damit umzugehen.

Danke für dein Vertrauen! Danke für deine Treue!

Vielleicht hörst du in lockerer Folge mal von mir. Aber versprechen kann ich nichts. Du darfst deinerseits aber gerne mit mir in Kontakt bleiben, mir schreiben, deine Fragen stellen. Ich bleibe erreichbar.

Eine lange Mail heute. Aber es war nötig. Denn dies ist mein Goodbye!

Ich wünsche dir von Herzen eine gute und wohltuende und vor allem LebensWerte Lebenszeit,

deine Katharina

Zitat der Woche: „Jeden Tag aufstehen und schlafen gehen. Jeden Tag anfangen und zu Ende bringen. Jeden Tag Hoffnung haben auf ein neues Morgen.“ (Katharina Ziegler)