Ich treffe im Rahmen meiner Arbeit viele Menschen, die akut von dem Verlust einer der liebsten Personen in ihrem Leben betroffen sind. Sie sind verständlicherweise tieftraurig. Und sie drücken ihre Trauer auf die unterschiedlichste Weise aus: indem sie weinen, erstarren, wütend sind, sich ohnmächtig fühlen oder alles durcheinander in einem wilden Wechselspiel. Auch Gefühle wie Erleichterung nach schwerer Krankheit spielen eine Rolle.
All das ist Trauer, denn Trauer hat unzählige Facetten.
Es ist ungemein wichtig, der Trauer ihre Existenzberechtigung einzuräumen und ihr zu gestatten, für eine gewisse Zeit die alles bestimmende Kraft zu sein. Denn Trauer ist ein lebensnotwendiges Gefühl. Du brauchst es, um körperlich und seelisch gesund zu bleiben.
Wie kommt daneben die Dankbarkeit zu stehen? Wie kannst du gleichzeitig traurig sein darüber, dass dein lieber Mensch gestorben ist, und dankbar dafür, dass er gelebt hat? Indem du deine Gedanken auf die Dinge ausrichtest, für die du auch in traurigen Zeiten dankbar sein kannst.
Es ist wie eine sportliche Übung, ein Gedankenspiel. Anfangs mag es dir vielleicht nur unter Anstrengung gelingen, den Trauernebel in deinem Kopf zu durchdringen. Aber vielleicht fällt dir doch eine winzig kleine Sache ein, für die du dankbar sein kannst. Schreibe sie auf!
Und dann machst du das wieder und wieder. Wenige Minuten am Tag reichen aus dafür, damit du in, mit und neben der Traurigkeit auch Dankbarkeit fühlen kannst. Denn es gibt vieles in deinem Leben, wofür du dankbar sein kannst. Auch jetzt noch. Auch wenn du einen lieben Menschen verloren hast.
Erlaube dir, traurig zu sein! Aber lasse auch die Dankbarkeit wieder in dein Leben. Sie ist ein wertvoller Schatz.
Ich wünsche dir von Herzen eine dankbare Woche von Mittwoch zu Mittwoch,
deine Katharina
Zitat der Woche: „Wenn du an mich denkst, erinnere dich an die Stunde, in welcher du mich am liebsten hattest.“ (Rainer Maria Rilke)
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