„Komm mir bloß nicht damit!“, das kriegen viele Trauernde unmissverständlich signalisiert. Nicht dass jemand es offen zugeben würde, dass die Trauer seines Gegenübers ihn nicht die Bohne interessiert. Es sind mehr die Signale, die ausgesendet werden und die trauernden Menschen zeigen: „Behalte deine Trauer lieber für dich! Ich will damit nichts zu tun haben.“

Kurz nach dem Todesfall ist die Anteilnahme oft noch groß. Da wird auch mal gefragt: „Wie geht es dir?“ Doch in Regel braucht es nur wenige Wochen, bis das Umfeld von deiner Trauer nichts mehr hören will. Die Leute wissen, dass du trauerst. Aber sie möchten nicht, dass du darüber sprichst.

Woher ich das weiß? Ich habe es hundertfach erlebt.

Alles, was mit Abschied, Sterben, Tod und Trauer zu tun hat, unterliegt in unserer Gesellschaft einem Tabu. Du darfst nicht darüber sprechen. Und warum darfst du es nicht? Weil es das Leben derjenigen, mit denen du es zu tun hast, durcheinanderbringen würde.

Sie müssten ihre Art, ihr Leben zu gestalten, überdenken. Sie müssten hinterfragen, wie es bei ihnen aussieht. Und sie wären dazu herausgefordert, sich mit der Frage auseinandersetzen zu müssen, was eigentlich wäre, wenn der Tod sie selbst ganz plötzlich treffen und betreffen würde? Diese Frage auch nur zu stellen, ist extrem bedrohlich. Deshalb werden alle Themen rund um den Tod lieber großräumig umschifft.

Woran du erkennst, dass auch dich das Tabu trifft?

  • Freund:innen ziehen sich zurück.
  • Die Gespräche verstummen, wenn du kommst.
  • Es wird mit dir nur über Belangloses geredet.
  • Niemand fragt dich, wie es dir wirklich geht.
  • Die Menschen wechseln das Thema, sobald du von deiner Trauer erzählst.
  • Du wirst dazu ermuntert, unter die Leute zu gehen.
  • Die verstorbene Person wird nicht mehr erwähnt.

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, der „Tretmine Tod“ auszuweichen. Du wirst als trauernder Mensch auf eine ganze Handvoll davon gestoßen sein.

Das Tabu Tod ist einer der Gründe dafür, warum ich meine Mittwochs-Mail schreibe, warum ich meine Trauer-trifft-Trost-Gruppe auf Facebook habe und warum ich nichts lieber tue, als über den Tod zu sprechen.

Wir müssen gemeinsam dafür sorgen, dass das Thema Tod einen festen Platz im Leben bekommt, weil es dort und nirgendwo anders hingehört.

Hast du ein eigenes Tabu-Tod-Erlebnis? Dann schreib mir gerne davon. Auch ich lerne jeden Tag noch dazu.

Ich wünsche dir von Herzen eine gelingende Tod-im-Leben-Woche von Mittwoch zu Mittwoch,

deine Katharina

Zitat der Woche: „Nichts tut der Seele besser, als jemandem seine Traurigkeit abzunehmen.“ (Paul Verlaine)

 

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