Mittlerweile gibt es eine Reihe von Familien, für die ich nicht nur einmal als Trauerrednerin tätig war. Ich habe es nicht gezählt, wie häufig mich dieselben Familien bereits zum zweiten Mal gebucht haben, einige sogar schon dreimal. Und in einer Familie bin ich erst kürzlich tatsächlich zum vierten Mal als Trauerrednerin gefragt gewesen.

Warum ist das so? Warum werde ich als Trauerrednerin immer wieder gebucht, auch in denselben Familien?

Nicht in erster Linie, weil die Menschen zu mir eine so tiefe Bindung eingehen, sondern weil ich ihnen zuerst Beziehung anbiete. Weil ich bereit bin, mich ihnen voll und ganz zuzuwenden, ihnen meine Aufmerksamkeit zu schenken, mich zu öffnen, transparent zu sein, menschlich zu sein, ein Herz zu haben und nicht nur eins, sondern zwei offene Ohren.

Weil sie wissen, dass ich dem Thema Trauer nicht ausweiche, sondern mit beiden Beinen mitten hineinspringe. Weil sie wissen: hier ist eine, die versteht uns, und die hört und empfängt mit allen Antennen auf dem Kanal, auf dem wir funken.

Und dann, dann findet sie auch noch die passenden Worte. Aber die, die sind ja erst die Frucht dessen, dass ich Beziehung angeboten habe. Und sie sind nur ein Teil des Grundes, warum die Menschen ihrerseits eine Beziehung zu mir eingehen.

Der Vertrauensvorschub, den mir die Familien geben, berührt mich zutiefst, und ich bin sehr, sehr dankbar dafür. Aber daraus erwächst die Aufgabe für mich, dieses Vertrauen nicht zu enttäuschen.

Ich könnte mir ja sagen, es seien nur Worte, die ich spreche. Aber das ist nicht so. Es ist viel mehr. Für die Trauernden hängt vieles daran. Ob sie auf gute Weise Abschied nehmen können. Und ob sie Frieden schließen können mit dem, was war.

Die Trauerfeier ist ein entscheidender Baustein dafür, Angehörigen ein gesundes Trauern zu ermöglichen. Denn bleibt da etwas offen, geht dort etwas schief, dann lässt sich das nicht wieder gut machen. Es gibt kein zweites Mal für das letzte Mal.

Ja, aber wann gelingt denn eine Trauerfeier? Wenn ich bereit bin, eine Beziehung zu den Hinterbliebenen und zu der verstorbenen Person einzugehen – und sie zu mir. Die passenden Worte sind die Frucht dieser Beziehung. Sie sind nicht vorher da, sondern erst, nachdem diese Bindung aufgebaut wurde und das Vertrauen gewachsen ist. Das Vertrauen: die macht das gut!

Deshalb fragen die Familien mich bei mehreren Trauerfällen mehrmals. Weil das Vertrauen weiterhin besteht und von der Beziehung, einmal aufgebaut, etwas bleibt. Bis – möglicherweise – die nächste Person verstirbt.

In diesem Sinne wünsche ich dir von Herzen eine vertrauensvolle Woche von Mittwoch zu Mittwoch,

deine Katharina

Zitat der Woche: „Nicht das Freuen, nicht das Leiden stellt den Wert des Lebens dar. Immer nur wird das entscheiden, was der Mensch dem Menschen war.“ (Ludwig Uhland)

 

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