„Wenn ich mal sterbe“, habe ich früher immer gesagt, „dann sterbe ich bestimmt im November oder im Februar.“ Warum ich das gesagt habe? Weil ich mir sehr gut vorstellen kann, dass den Menschen im trübsten Monat des Jahres die Kraft ausgeht und es ihnen unmöglich zu sein scheint, einen langen Winter noch einmal zu überstehen.

Ähnlich im Februar. Da denken sich möglicherweise viele: „Jetzt habe ich schon so lange durchgehalten, und es ist immer noch nicht Frühling!“

Ich konnte damals mit Bestimmtheit sagen, dass es in jedem November und in jedem Februar eine Beerdigungswelle gab. Das kann ich so zwar heute nicht mehr bestätigen, aber tendenziell sind die Wintermonate doch diejenigen, in denen häufiger gestorben wird als im Frühjahr oder Sommer. (Die Unterschiede sind allerdings nicht so eklatant, wie man meinen sollte.)

Worauf will ich hinaus? Ich will sagen, dass wir alle Quellen brauchen, aus denen uns Kraft zuwächst, Lebensmut und der Ausblick auf bessere Tage. Denn es ist erwiesen, dass wir Wärme und Licht brauchen, um unsere Energiereserven wieder aufstocken zu können. Was aber, wenn eine der entscheidenden Quellen der Kraft in unerreichbare Ferne rückt? Wenn deine Lebensflamme auf der kleinstmöglichen Einstellung brennt und ein Hauch genügt, um sie auszublasen?

Ich für meinen Teil bin ein absoluter Frühlingsmensch. Nicht nur, dass ich im Frühling geboren bin, ich sehne das Frühjahr nach jedem Winter mit jeder Faser meines Seins herbei. Einfach weil ich spüre, wie sehr ich auftanke, wenn die Sonne scheint, die Lüfte lau werden und die Blüten an den Bäumen sich in verschwenderischer Pracht öffnen. Ich kann mich nicht satt sehen daran und freue mich auf die ersten Gartentage in meinem Strandkorb wie Kinder auf Weihnachten.

Deshalb auch kann ich mir nicht vorstellen, mitten im Frühjahr zu sterben. Es sei denn nach dem Motto: „Wenn‘s am schönsten ist…“

Irgendwann werde ich live dabei sein bei meinem eigenen Tod. Dann werde ich dir mehr davon erzählen können, welcher Monat mein Sterbemonat sein wird. Bis dahin genieße ich, dass der Winter zu Ende geht und freue mich auf den Zuwachs von Kraft und Lebensfreude, die der Start in den Frühling mit sich bringt.

Ich wünsche dir von Herzen eine frühlingserwartungsvolle Woche von Mittwoch zu Mittwoch,

deine Katharina

Zitat der Woche: „Am Grunde des Herzens eines jeden Winters liegt ein Frühlingsahnen, und hinter jedem Schleier jeder Nacht verbirgt sich ein lächelnder Morgen.“ (Khalil Gibran)

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