Gerade haben wir die Tage, die in besonderer Weise an die Toten erinnern – den Volkstrauertag und den Ewigkeitssonntag – hinter uns gebracht. Und nun folgen die Tage, die Vorfreude erzeugen sollen. Vorfreude auf das nahende Weihnachtsfest.

Der erste Advent ist gewesen. Heute ist Nikolaus. Von den Kindern sehnlichst erwartet, erzeugt dieser Tag bei vielen Trauernden ein mulmiges Gefühl. Denn Weihnachten rückt unerbittlich näher. Und mit dem Fest die Angst, wie es wohl überstanden werden soll.

Die unzähligen Lichter, die die Straßen erleuchten und in den Vorgärten der Häuser aufgeregt blinken. Sie alle sollen die Dunkelheit vertreiben und ein bisschen Helligkeit in die finstersten Wochen des Jahres zaubern. Es ist nur schwer, wenn diese Lichter im eigenen Innern nicht auf Resonanz stoßen. Weil gerade eine Welt zusammengebrochen ist.

Ausgerechnet heute begleite ich eine Trauerfeier für einen Mann, der nur 66 Jahre alt werden durfte. (Gerade wo ich dies schreibe, fällt mir auf, wie sehr die 66 mit der 6 vom Nikolaustag korrespondiert.) Das verleiht dem, was ich an so einem Tag sage, eine noch höhere Bedeutung. Ich kann den Nikolaustag für eine ganze Familie, ja für ein ganzes Dorf zum Strahlen oder zum Fallen bringen. Denn ausnahmslos alle werden sich im Nachhinein daran erinnern: Weißt du noch? Die Beerdigung von Jürgen war am Nikolaustag.

Es liegt in meiner Verantwortung, heute das Passende zu sagen, so wie es immer in meiner Verantwortung liegt. Nur merken die Menschen sich das an einem besonderen Tag besser.

Doch nicht nur dieser Familie, fast allen Trauernden fällt der Nikolaustag und fallen die Wochen vor Weihnachten besonders schwer. Wenn die vielen Lichter um uns herum in den Augen schmerzen und der Seele wehtun, dann ist es möglicherweise besser, nur eine einzige Kerze anzuzünden. Zu Hause, ganz für sich alleine. Und zu hoffen, dass sie dann kommen, die guten Erinnerungen, die etwas Licht ins Dunkle bringen.

Was tust du, um für dich ein wenig Licht in diese dunklen Wochen zu bringen? Wie überstehst du die Adventszeit? Womit machst du den Nikolaustag heute zu etwas ganz Besonderem?

Ich für meinen Teil werde froh sein, heute der Familie, die mir anvertraut ist, einen hellen Schein in ihre Herzen zu zaubern. Weil immer etwas Licht bleibt, selbst wenn einer stirbt…

Ich wünsche dir von Herzen einen lichtvollen Nikolaustag,

deine Katharina

Zitat der Woche: „Beim Tode eines geliebten Menschen schöpfen wir eine Art Trost aus dem Glauben, dass der Schmerz über unseren Verlust sich nie vermindern wird.“
(Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach)

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