Mit zwei Teilnehmerinnen aus meiner Ausbildungsgruppe habe ich mich gestern darüber unterhalten, dass jede von uns Dinge hat, die sie beschäftigen, und Sorgen, die wir je für uns behalten. Nach außen hin ist so etwas meist nicht zu erkennen, weswegen alle denken: „Die kriegt ihr Leben ja gut auf die Reihe!“

Wen schwierige Themen belasten, wer Trauriges erlebt, denkt oft: „Allen geht es gut. Sie sind glücklich, sie haben ihre Lieben an ihrer Seite. Sie haben nichts auszustehen.“ Aber so ist es nicht. In Wahrheit verhält es sich eher umgekehrt.

Es gibt kaum einen Menschen, der nichts auszustehen hat.

Wir versuchen doch alle, bestmöglich durchzukommen, und verbergen die Kämpfe, die hinter unseren Stirnen toben. Dabei wäre es so viel hilfreicher, sich einander zu öffnen und die Sorgen miteinander zu teilen.

Die Trauer schafft so eine Möglichkeit, die Möglichkeit, sich zu öffnen – vielleicht, weil du im Trauerfall nicht groß erklären musst, welche Sorgen es sind, mit denen du dich herumplagst. Es ist klar, dass dich ein schwerer Verlust getroffen hat und für dich eine Welt zusammengebrochen ist, während die Welt sich für die anderen weiterdreht, als wäre es nichts.

Anfangs möchtest du dir vielleicht einfach nur die Decke über den Kopf ziehen, willst dich verkriechen und niemanden sehen. Es hilft dir, mit deinem Schmerz alleine zu sein.

Es kommt aber der Punkt, da ist es hilfreich, wieder aufzutauchen und sich nach Menschen umzusehen, die dir in der Situation des Abschieds Halt geben, zum Beispiel deshalb, weil sie Ähnliches erlebt haben wie du.

Für Trauernde gibt es in jedem größeren Ort Trauergruppen, denen sie sich anschließen können. Dort einfach mal hinzugehen, um sich mit anderen auszutauschen, ist eine gute Möglichkeit. Sich mit einer verständnisvollen Freundin, einem Freund zu treffen, ist ein anderer Weg, sich Belastendes von der Seele zu reden.

Inzwischen gibt es daneben den Online-Weg, sich mit anderen Trauernden zu vernetzen, wie meine nicht-öffentliche Facebook-Gruppe „Trauer trifft Trost“. Stell gerne eine Beitrittsanfrage, wenn du dabei sein möchtest. Wisse trotzdem, dass eine Online-Gruppe eine gute Begleitung und Unterstützung bietet, aber nicht den persönlichen Austausch und die Menschen an deiner Seite ersetzt.

Suche dir gezielt Menschen, die dich verstehen, und nutze die Kraft der Gemeinschaft, um aus deinem Loch herauszukrabbeln und wieder Teil der Welt zu sein, die sich dreht.

Welchen Weg du auch wählst, denke daran: Hinter jeder Stirn toben Kämpfe, auch wenn es nicht danach aussieht.

Ich wünsche dir von Herzen eine gemeinschaftsstarke Woche von Mittwoch zu Mittwoch,

deine Katharina

Zitat der Woche: „Entreiß dich, Seele, nun der Zeit, entreiß dich deinen Sorgen, und mache dich zum Flug bereit in den ersehnten Morgen.“ (Hermann Hesse)

 

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