Du kannst dich noch so lange darauf vorbereiten. Wenn ein Mensch stirbt, der einen großen Teil deines Lebens an deiner Seite gewesen ist, dann ist das ein schwerer Einschnitt.

Manche sagen, es sei einfacher, wenn man Zeit habe, sich auf den Tod vorzubereiten. Andere finden gerade das furchtbar. Neulich sagte mir eine Frau, die ihren Mann einige Monate lang beim Sterben begleitete: „Es ist schrecklich, jemanden sterben zu sehen und nichts daran ändern zu können.“ Sie hätte sich gewünscht, dass es schnell gegangen wäre.

Meine Erfahrung ist, dass sowohl das eine als auch das andere schwer sein kann. Und vergleichen lassen sich die Abschiede ohnehin nicht. Zu viel ist von der jeweiligen Situation abhängig, von den Umständen, die zum Tod führen und natürlich von den beteiligten Personen.

Die meisten machen die Erfahrung, dass es ihnen hilft, wenn sie Zeit haben, sich auf den Tod vorzubereiten. Gleichzeitig aber ist es kaum möglich, die Trauer vorwegzunehmen. Denn die setzt erst richtig ein, wenn der Mensch wirklich nicht mehr da ist. Das zumindest sagen viele.

„Wir hatten schon so viel Zeit zu trauern“, sagte mir ein Mann, dessen Mutter im Hospiz verstorben ist. „Aber als es schließlich so weit war, war es doch nochmal anders und neu. Man kann nicht vorweg trauern“, so sein Fazit.

Du fehlst! Diese Erkenntnis setzt erst mit voller Wucht ein, wenn ein geliebter Mensch gestorben ist. Denn solange er noch lebt, ist er ja da – auch wenn er bereits zwischen den Welten schwebt. Er ist zum Anfassen nah.

Das Du fehlst und die Trauer gehen Hand in Hand. Manchmal so sehr, dass es ein ständiges Realisieren braucht. Weil alles noch so unwirklich ist. Weil der geliebte Mensch zwar weg ist, aber trotzdem immer noch da. Und das wird lange noch so bleiben.

Wie gut!

Menschen, die wir lieben, bleiben nicht nur für kurze Zeit. Sie bleiben für immer in unserem Herzen und unserem Leben. Weil sie nirgendwo sonst als dort ihren Platz haben. Auch wenn sie inzwischen auf der anderen Seite der Grenze wohnen, die Leben und Tod voneinander trennt.

Ein Mensch fehlt schmerzlich. „Du fehlst!“, sagst du dir hundert Mal am Tag. Und nährst damit eins der wertvollsten Gefühle, die du hast: deine Trauer! Begrüße sie in deinem Leben. Denn erst mit ihr an deiner Seite bist du wahrhaft Mensch.

Ich wünsche dir von Herzen eine trauerreiche Woche von Mittwoch zu Mittwoch,

deine Katharina

Zitat der Woche: „Nie erfahren wir unser Leben stärker als in großer Liebe und in tiefer Trauer.“ (Unbekannt)

 

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