Zweieinhalb Monate ist es her, seit ich die Trauerfeier für eine Frau gestaltet habe, die Anfang 50 gewesen ist. Sie war ganz plötzlich, von jetzt auf gleich, mitten im Schlaf gestorben. Ihr Ehemann fand sie am nächsten Morgen tot in ihrem Bett.

Das ist eine Situation, auf die du dich nicht vorbereiten kannst. Deshalb kann der Schmerz über den Verlust riesig groß werden und dein ganzes Leben bis in die letzte Faser deines Seins durchdringen.

Genauso verhält es sich bei ihrem Ehemann. Er geht jeden Tag auf den Friedhof und weint an der Grabstelle seiner verstorbenen Frau. Er trommelt mit den Fäusten. Er schreit. Wut, Ohnmacht, Trauer und Verzweiflung vermischen sich miteinander und rauben ihm das letzte bisschen Kraft, was ihm verblieben ist.

Seine Aufmerksamkeit ist auf den Verlust gerichtet. So vieles, was war, ist verloren und kann nicht wieder ins Leben zurückgeholt werden. Nie mehr! Dessen ist er sich schmerzlich bewusst. Deshalb spritzen die Tränen nur so hervor.

Bei jedem Todesfall gibt es neben der Trauer über den Verlust und dem unfassbaren Schmerz, den er verursacht, anderes – etwas, was bleibt, während die geliebte Person gegangen ist. Das Zauberwort heißt: Erinnerungen.

Ein geliebter Mensch stirbt. Sein Tod reißt ein riesiges Loch ins Leben. Während ein Herz zu schlagen aufgehört hat, steht die Welt Kopf. Es ist gut, sich die Trauer und den unfassbaren Schmerz zuzugestehen. Du musst dir erlauben, dass dir der Tod den Boden unter den Füßen wegzieht.

Und daneben hilft es, sich bewusst zu machen, dass etwas bleibt, wenn eine:r geht: und das sind die Erinnerungen an gemeinsam verbrachte Lebenszeit. Erinnerungen haben Anker im Kopf in Form von Bildern. Und Erinnerungen haben die Kraft, auf ewig lebendig zu sein.

Halte dich deshalb an deine Erinnerungen, an die Alltage und Sonntage mit der verstorbenen Person. An das, was euer gemeinsames Leben besonders gemacht hat.

Dann tut der Verlust trotzdem noch weh, aber du hast etwas, was du auf die andere Seite der Waagschale werfen kannst.

Weine von Herzen um die größten Verluste deines Lebens. Sei wütend, ohnmächtig, traurig und verzweifelt. Alles zu seiner Zeit. Aber lass gleichzeitig die Vorstellung in deinem Leben zu, dass Erinnerungen niemals sterben. Weil es deine Erinnerungen gibt, lohnt es sich zu leben, weiterzuleben. Mit der Kraft deines lebendigen Herzens.

Ich wünsche dir eine erinnerungsstarke Woche von Mittwoch zu Mittwoch,

deine Katharina

Zitat der Woche: „Man lebt zweimal: das erste Mal in der Wirklichkeit, das zweite Mal in der Erinnerung.“ (Honoré de Balzac)

 

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