„Glauben Sie, dass es nach dem Tod weitergeht, Frau Ziegler? Gibt es ein Leben nach dem Tod?“ Diese oder ähnliche Fragen werden mir häufig gestellt. Sie werden mir so lange gestellt, bis Menschen Erfahrungen auf der Grenze zwischen Leben und Tod machen, die sie sich nicht erklären können.

Und dann kommen sie ganz verschämt zu mir und berichten mit hinter vorgehaltener Hand von ihren Erlebnissen: „Sie halten mich wahrscheinlich für verrückt, aber ich erzähle Ihnen mal, was mir passiert ist.“ Und sie erzählen…

  • von Windstößen in Situationen, in denen definitiv kein Wind wehen kann
  • von elektrischen Phänomenen, von Licht, das angeht, ohne dass jemand einen Schalter betätigt, von einem Telefon, das klingelt, ohne dass jemand anruft
  • von weißen Federn auf dem Weg, nicht nur einer weißen Feder, sondern andauernd wieder welchen

Solcherlei Geschichten bekomme ich tatsächlich regelmäßig zu hören. Wind und Elektrik und weiße Federn spielen eine große Rolle in den Erzählungen von Hinterbliebenen.

Ich habe selbst schon ähnliches erlebt. Dinge, die sich nicht erklären lassen. Eine meiner Erfahrungen teile ich mit dir.

Vor einigen Wochen habe ich mit den Eltern eines vor der Geburt verstorbenen Babys und ihren engsten Angehörigen eine kleine Abschiedsfeier im FriedWald veranstaltet. Die Mutter des Babys hatte mir im Trauergespräch erzählt, dass sie auf etliche Sprüche zum Thema Tod allergisch reagiere. Sie fände viele davon platt und nichtssagend.

Also war ich bei der Vorbereitung der Feier sehr zurückhaltend damit, vorgefertigte Texte zu verwenden. Ich hatte deswegen neben meiner Rede noch einen eigenen Text geschrieben, bei dem ich sorgsam darauf achtete, dass er nicht platt war.

Am Morgen des Tages, an dem die Trauerfeier stattfand, wachte ich trotzdem mit einem Spruch im Kopf auf. Es war ein Vers von Antoine de Saint-Exupéry: „Wenn du bei Nacht den Himmel anschaust, wird es dir sein, als lachten alle Sterne, weil ich auf einem von ihnen wohne, weil ich auf einem von ihnen lache.“ Dieser Spruch geisterte mir die ganze Zeit durch die Gedanken. Ich fragte meinen Mann beim Frühstück danach, ob er meine, dass ich ihn verwenden solle. Die junge Mutter habe doch gesagt, dass ihr die meisten Sprüche nicht gefallen. Und ich wollte auf keinen Fall etwas falsch machen.

Ich habe mich dagegen entschieden, den Vers zu verwenden.

Als ich im FriedWald eintraf und die Familie ebenfalls ankam, drückte mir die junge Mutter einen Briefumschlag in die Hand. Sie bat mich, irgendwann während der Abschiedsfeier vorzulesen, was in dem Brief stünde. Wir verständigten uns darauf, dass ich es am Grab tun würde.

Natürlich wollte ich vorher wissen, was ich denn lesen solle, und ich fragte sie, ob es in Ordnung sei, wenn ich den Umschlag öffnete. Sie nickte. Ich nahm das Blatt heraus und traute meinen Augen nicht, denn darauf stand: „Wenn du bei Nacht den Himmel anschaust, wird es dir sein, als lachten alle Sterne, weil ich auf einem von ihnen wohne, weil ich auf einem von ihnen lache.“ Und das ergänzt durch die Fortsetzung: „Und wenn du dich getröstet haben wirst, wirst du froh sein, mich gekannt zu haben.“

Ich sage dir, das war Gänsehaut pur.

Dies ist eins von den Phänomenen zwischen Leben und Tod, die wir mit unserem begrenzten Verstand nicht erfassen können und die es trotzdem gibt.

Gibt es ein Leben nach dem Tod? Mit Sicherheit! Wir wissen nicht was, wir wissen nicht wie. Wir wissen nur, dass…

Ich wünsche dir von Herzen eine glaubensstarke Woche von Mittwoch zu Mittwoch,

deine Katharina

Zitat der Woche: „Wenn dir jemand erzählt, dass die Seele mit dem Körper zusammen vergeht und dass das, was einmal tot ist, niemals wiederkommt, so sage ihm: Die Blume geht zugrunde, aber der Same bleibt zurück und liegt vor uns, geheimnisvoll, wie die Ewigkeit des Lebens.“ (Khalil Gibran)

 

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