Jeder Mensch kommt im Verlaufe seines Lebens mit dem Tod in Berührung, mindestens mit dem eigenen. Wenn du zu der Vielzahl derjenigen gehörst, die der Tod schon zu Lebzeiten besucht, dann weißt du ein trauriges Lied davon zu singen. Denn obwohl schon Abermillionen Mal erlebt, erfühlt und durchlitten, kommen der Abschiedsprozess und die damit verbundene Trauer bei jedem Sterbefall so daher, als brächten sie noch nie erlebtes Leid. Und auf den Einzelfall betrachtet, stimmt das auch oft.
Wenn wir das Trauern aus der Entfernung betrachten, gibt es in den verschiedenen Situationen des Abschiednehmens viele Parallelen. Manches, was im Verlaufe des Trauerprozesses gleich oder ähnlich abläuft. Doch im Detail betrachtet und auf die persönliche Situation des Sterbens und des einzelnen Todesfalles bezogen, gibt es so viele Besonderheiten, dass kein Abschied dem anderen gleicht.
Jeder Mensch und jedes Leben ist einzigartig, und deshalb ist es auch der Tod. Durch die Umstände und die beteiligten Personen läuft er nur dieses eine Mal auf diese spezielle Weise ab. Und entsprechend individuell gestaltet sich auch das Fühlen im Zusammenhang des Abschiednehmens.
Deshalb höre ich mit Skepsis zu, wenn den Angehörigen nach einer Trauerfeier beim Kondolieren die Hände geschüttelt werden und der Satz fällt: „Ich weiß, wie du dich fühlst!“ Denn niemand weiß, wie du dich in dem Moment fühlst.
Es gibt Ähnlichkeiten im Trauerprozess, auch die Gefühlslagen können vergleichbar sein. Deswegen hilft es vielen, sich darüber auszutauschen, wie es ihnen geht. Aber wirklich wissen, wie es in dir drin aussieht, kann niemand. Abgesehen davon ist eine Person, die dir den Satz sagt: „Ich weiß, wie du dich fühlst“ mehr bei sich selbst und ihren eigenen Gefühlen als bei dir.
„Ich weiß, wie du dich fühlst!“ – „Nein, weißt du nicht!“ Das wäre die passende Antwort (die allerdings so gut wie nie gegeben wird; ich zumindest habe sie noch nie gehört).
Nein, auch ich weiß nicht, wie du dich fühlst. Meine Absicht ist lediglich, mit meinen Mittwochs-Mails dein Leben und Trauerleben zu berühren und dir zu zeigen: Du bist nicht allein!
Ich wünsche dir von Herzen eine gefühlsstarke Woche von Mittwoch zu Mittwoch,
deine Katharina
Zitat der Woche: „Der Tod ist gewissermaßen eine Unmöglichkeit, die plötzlich zur Wirklichkeit wird.“ (Johann Wolfgang von Goethe)