Gestern war für mich der erste Frühlingstag. Nein, nicht das Datum war dafür entscheidend, sondern die Luft, die Wärme, die Stimmung. Das Thermometer kletterte auf 11,5 Grad. Ich musste nur einen Blazer überziehen, als ich zu Trauergesprächen unterwegs war. Mein Mantel konnte ungenutzt im Auto hängen bleiben.

Der Wechsel der Jahreszeiten hat etwas Tröstliches. Er kommt, er kommt gewiss. Und mit den Jahreszeiten jähren sich die Tage, die im Privaten eine große Rolle spielen. Geburtstage, Hochzeitstage, aber auch Feste wie Ostern oder Weihnachten. Darauf freut sich oft die ganze Familie.

Ist jemand gestorben, dann stellen diese besonderen Tage eine Herausforderung dar. Wie soll ich bloß den Geburtstag überstehen? Was mache ich an Weihnachten? Und wie begehe ich den Todestag meiner geliebten Person? Ich kenne viele Trauernde, die sich über diese Fragen den Kopf zerbrechen.

Denn Jahrestage und Tod – das passt schlecht zusammen.

Aus Gesprächen mit Trauernden weiß ich, dass sie sich sehr viele Gedanken darüber machen, wie sie die Tage bestmöglich hinter sich bringen.

Meine Anregungen dazu gehen in diese Richtung:

  • Warte nicht ab, bis der Tag heranrollt wie eine Welle bei Sturmflut und über dir zusammenbricht. Dann hast du keinerlei Handlungsmöglichkeiten.
  • Überlege dir, ob du den Tag lieber allein oder zusammen mit anderen verleben möchtest.
  • Plane dann, was an dem Tag stattfinden soll (ein Kaffeetrinken, eine Party, ein Spaziergang am Meer, ein Treffen unter Freund:innen…).
  • Einige Unternehmungen lassen sich mit Ritualen verbinden und gelenkten Erinnerungen an den verstorbenen Menschen (warum nicht ein Erinnerungsfest veranstalten oder eine Teerunde mit Kerzen, Fotos und Geschichten?)
  • Es kann helfen, Lieblingsunternehmungen der verstorbenen Person entweder gezielt zu meiden oder ebenso gezielt zu wiederholen.

Ziel all dieser Überlegungen und Planungen ist, dass du in deiner Trauer der/die Aktive bleibst und dich nicht wehrlos dem, was kommt, ausgeliefert fühlst.

Es gibt vieles im Leben, das wir nicht ändern können. Dazu gehört, dass liebe Menschen sterben und wir zurückbleiben. Und es gibt anderes, was wir ändern können. Dazu gehört der Umgang mit dem Tod.

Die nächsten Jahrestage kommen, so wie der nächste Frühling kommt. Ich hoffe, dieses Mal bist du vorbereitet.

Ich wünsche dir von Herzen eine erinnerungsstarke Woche von Mittwoch zu Mittwoch,

deine Katharina

Zitat der Woche: „Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können.“ (Jean Paul)

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