Trauergespräche verlaufen nicht jedes Mal gleich. Vielmehr sind sie stark abhängig von den Personen, die daran teilnehmen, von den Menschen, die verstorben sind, und von den Themen, die dabei eine Rolle spielen.

Manchmal geht es um ein spezielles Thema, ein Thema, das Angehörige durchaus beschäftigt. Es ist die Frage, ob eine Trauerfeier überhaupt sein muss. Geht es nicht auch, einen lieben Menschen ohne Trauerfeier von dieser Erde zu verabschieden?

Es gibt verschiedene Gründe, warum diese Frage gestellt wird:

  1. Die verstorbene Person hat vor ihrem Tod geäußert, sie wolle kein großes Tamtam haben: „Packt mich in eine Apfelsinenkiste und verbuddelt mich.“ Diesen Ausspruch habe ich nicht nur einmal gehört.
  2. Es werden die Kosten gescheut. Der Abschied soll möglichst billig vonstatten gehen. Der billigste Sarg, das billigste Grab, der schnellste Weg.
  3. Die Angehörigen wollen sich selbst den Schmerz des Abschieds ersparen. Sie möchten der Trauerfeier am liebsten aus dem Weg gehen. Und zwar deshalb, weil sie fürchten, die Intensität der Traurigkeit nicht aushalten zu können.

Wenn das Trauergespräch auf einen dieser Punkte kommt, dann antworte ich folgendes:

#1 Meistens wird der Satz „Packt mich in eine Apfelsinenkiste“ von Männern geäußert. Genauer gesagt, habe ich noch nie gehört, dass eine Frau sich das gewünscht hat. Die Männer, die sich so einen Abgang wünschen, sind welche, denen zu viele Gefühle suspekt sind. Sie wollen, dass auch nach ihrem Tod keine Gefühlsduselei ausbricht. Alles soll möglichst nüchtern sein, ohne viele Tränen.

Trotzdem, das ist meine Meinung, hat jeder Mensch einen würdigen Abschied verdient, und die Hinterbliebenen brauchen Raum für ihre Trauer. Es muss ja kein großes Tamtam sein. Aber es wäre schön, wenn der Abschied der verstorbenen Person und den Menschen, die zurückbleiben, gleichermaßen gerecht wird. Der Mittelweg ist oft eine gute Lösung.

#2 Leider gibt es auch im Zusammenhang des Todes so etwas wie eine Entsorgungsmentalität. Es gibt Beisetzungen, die in aller Stille, ohne Pastor:in, Redner:in, selbst ohne Angehörige stattfinden. Und das nicht nur, weil es keine Angehörigen gibt. Zum Glück sorgen viele Bestattungsinstitute dafür, dass es eben keine Entsorgung wird, sondern dass doch jemand mitgeht. An manchen Orten gibt es Pastor:innen im Ruhestand, die so eine Beisetzung – um der Menschenwürde der verstorbenen Person willen – ehrenamtlich begleiten.

#3 Eine Abschiedsfeier ist extrem traurig. Das liegt nun einmal in der Natur der Sache. Aber niemand kann dem Schmerz aus dem Weg gehen. Die Menge an Traurigkeit ist immer gleich, und das ist unabhängig von einer Trauerfeier. Natürlich steht den Angehörigen so eine Trauerfeier vor dem Kopf. Der Tag, an dem sie sein soll, liegt wie ein unüberwindlicher Berg vor ihnen. Aber es ist sehr wichtig für den Prozess des Abschiednehmens, durch diesen Schmerz hindurchzugehen, auch wenn allein die Vorstellung dich schier zu zerreißen droht.

Eine Trauerfeier ist nicht nur ein Abschiednehmen, sie ist viel mehr. Sie ist ein wichtiger Teil von deinem Trauerweg und hilft dir dabei, den Verlust besser verarbeiten zu können. So ist, wenn die Trauerfeier gewesen ist, ein kleiner Teil der Trauerarbeit bereits getan.

Meine Meinung ist sehr klar: Jeder verstorbene Mensch hat eine würdige Abschiedsfeier verdient. Und die Hinterbliebenen brauchen sie, damit sie wirklich Abschied nehmen können. Durch den Schmerz hindurch und verbunden mit der Chance, irgendwann wieder zu einem lebenswerten Leben durchzudringen zu können.

„Packt mich in eine Apfelsinenkiste!“ Wenn du das hörst, weißt du jetzt vielleicht, was du darauf antworten kannst.

Ich wünsche dir von Herzen eine wertschätzende Woche von Mittwoch zu Mittwoch,

deine Katharina

Zitat der Woche: „Im Abschied liegt die Geburt der Erinnerung.“ (Unbekannt)

 

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