Jeder Mensch hat sein eigenes Päckchen zu tragen. Das sagt sich schnell dahin. Doch erst wenn du hinter die Fassade der Leute blickst, bekommst du eine Ahnung davon, was die Leute beschäftigt. Die Frau aus dem Stockwerk über dir verzehrt sich in Sorge um ihren schwerkranken Sohn. Der Bankdirektor deiner Hausbank ist dem Alkohol verfallen. Ein junger Mann aus dem Freundeskreis hat eine Krebsdiagnose bekommen.
Von einigen der Sorgen, die Menschen in deinem Umfeld bewegen, erfährst du, andere bleiben dir verborgen. Ich vermute, die meisten erreichen dich nie.
Du weißt nicht, wer sich schlaflos im Bett hin und her wälzt und nicht mehr ein noch aus weiß. Du bekommst nicht mit, wer sich hinter verschlossenen Türen die Augen ausweint. Dir bleibt verborgen, welche ungelösten Fragen manchen im Kopf herumgehen. Du weißt es nicht. Ebenso wie die meisten nicht wissen, was dich umtreibt, weil du die gute Miene zur Schau stellst.
Alles okay, aber nicht immer okay.
Nicht jede:r braucht zu wissen, was dich belastet. Dein Herz muss kein offenes Buch sein. Und nicht alle Leute müssen erfahren, was dich bewegt. Aber du brauchst Menschen, mit denen du deine Sorgen teilst, denen du dich öffnest. Weil die Last alleine zu tragen, oftmals zu schwer ist.
Ist es dir schon einmal gelungen, dich in schwierigen Situationen zu öffnen? Kennst du das befreiende Gefühl, das dich überkommt, sobald du das Schmerzvolle, Traurige, Belastende in einem Gespräch mit einer vertrauten Person losgeworden bist?
Es tut so gut, nicht ständig den Schein wahren zu müssen, sondern sein zu dürfen, wie du bist: in all der Unperfektheit und Verletzlichkeit, die zu dir gehört. Denn du bist weder eine Maschine noch ein gefühlloses Wesen. Du bist ein Mensch mit allem, was zum Menschsein dazugehört.
Bisher hast du schon viele Sorgen hinter dir lassen können, jede Menge Schwierigkeiten überwunden. War es nicht leichter in Zeiten, in denen du das nicht allein tun musstest?
Ich wünsche dir von Herzen eine Sorgen teilende Woche von Mittwoch zu Mittwoch,
deine Katharina
Zitat der Woche: „So ist es auf Erden: Jede Seele wird geprüft und wird auch getröstet.“ (Fjodor Dostojewski)
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