Es ist Herbst geworden. Die Blätter an den Bäumen und Sträuchern wechseln ihre Farben. Längst ist nicht mehr nur Grün zu sehen, sondern Gelb, Orange und Rot. Die ersten Schübe braunen Laubes wurden von kräftigen Regenschauern und heftigen Windböen aus ihrer Verankerung gerissen. Sie liegen nun nass und trüb am Boden.

Ich sehe die Menschen mit Besen bewaffnet fleißig vor ihren Häusern Laub kehren. Bei uns ist die Einfahrt Tag für Tag neu mit einer dicken Schicht Eicheln belegt. Die großen Eichen vor unserem Grundstück werfen sie ab.

Es ist nicht mehr zu leugnen: der Herbst hat Einzug gehalten.

Manche lieben ihn, andere sehen in ihm den Anfang vom Ende, vom Ende des Jahres. Und irgendwie auch ein bisschen vom Ende des Lebens, wenn alles sich zurückzieht und die Säfte und Kräfte schwinden.

Ein allerliebstes Herbstgedicht, das diejenigen, die mir schon länger folgen, bestimmt schonmal gelesen haben, teile ich heute mit dir. Es stammt aus der Feder von Nikolaus Lenau:

Herbst

Rings ein Verstummen, ein Entfärben: / Wie sanft den Wald die Lüfte streicheln, / Sein welkes Laub ihm abzuschmeicheln; / Ich liebe dieses milde Sterben.

Von hinnen geht die stille Reise, / Die Zeit der Liebe ist verklungen, / Die Vögel haben ausgesungen, / Und dürre Blätter sinken leise.

Die Vögel zogen nach dem Süden, / Aus dem Verfall des Laubes tauchen / Die Nester, die nicht Schutz mehr brauchen, / Die Blätter fallen stets, die müden.

In dieses Waldes leisem Rauschen / Ist mir als hör‘ ich Kunde wehen, / dass alles Sterben und Vergehen / nur heimlich still vergnügtes Tauschen.

Ich wünsche dir diese wunderbare Sicht auf den Herbst und auf das Lebensende, das uns alle irgendwann einmal ereilt… Ich hoffe, mich ereilt es dann, wenn ich innerlich bereit dafür bin und meinen Tod als „still vergnügtes Tauschen“ erlebe.

Von Herzen eine herbsterfüllte Woche von Mittwoch zu Mittwoch für dich,

deine Katharina

Zitat der Woche: „In dieses Waldes leisem Rauschen ist mir als hör‘ ich Kunde wehen, dass alles Sterben und Vergehen nur heimlich still vergnügtes Tauschen.“ (Nikolaus Lenau)