Er schwirrte wie ein König des Chansons über meinen Jugendtagen. Reinhard Mey. Ich erinnere mich daran, wie ich Stund‘ um Stunde mit meiner Gitarre dasaß und seine Lieder rauf und runter spielte. Bekannte Lieder und auch viele von den unbekannteren. Unzählige davon konnte ich auswendig. Sie haben sich so fest in mein Hirn gebrannt, dass ich ganze Strophen heute noch, mehr als vierzig Jahre später, aus dem Effeff zitieren kann.

Das wohl bekannteste Lied, das Reinhard Mey je geschrieben hat, ist das Lied „Über den Wolken“. Noch heute kennen es die jungen Leute, was unter anderem daran liegt, dass es vielfach von anderen Interpret:innen aufgenommen wurde.

Ich dachte an das Lied, als ich am Montag im Flieger saß, der mich in den Urlaub bringen sollte. Denn dort entstand das Bild, das du oben über der Titelzeile siehst. Tatsächlich kommt neben der Faszination, die Wolken von oben betrachten zu können, so etwas wie ein Freiheitsgefühl auf, hoch in der Luft zu schweben und den Sorgen des Alltags enthoben zu sein. Weg, einfach nur weg, mag sich der eine oder die andere denken.

Mitten in dem, was Menschen beschäftigt, was auch meine Gedanken prägt an Tagen, an denen der Krieg durch die Nachrichten flimmert, mich private Probleme belasten oder ich mit eigenen oder fremden Abschieden befasst bin, trägt die Sehnsucht hin an solche Orte wie den über den Wolken, wo vermeintlich die Freiheit wohnt und du all dessen los und ledig bist, was dich im Leben gefangen hält.

Nicht verwunderlich, dass viele Menschen sich vorstellen, sie würden nach dem Tod irgendwo im Himmel sein, über den Wolken, fernab jeglicher Alltäglichkeiten. Denn genauso wird es sein. Die Seele löst sich vom Körper und wird weiter existieren. Vielleicht nicht wirklich über den Wolken, aber losgelöst von allem, was uns im irdischen Leben an diese Zeit bindet.

Über den Wolken / Muss die Freiheit wohl grenzenlos sein / Alle Ängste, alle Sorgen / Sagt man / Blieben darunter verborgen / Und dann / Würde was uns groß und wichtig erscheint / Plötzlich nichtig und klein

Reinhard Mey

Und ja, das stimmt. Am Ende, ganz am Ende, erscheint uns alles, was uns vorher innerlich so gefangen gehalten hat, nichtig und klein. Mit dieser Vorstellung lässt sich leben, finde ich, und erst recht sterben. Sie tröstet. Über den Tod hinaus. Oder?

Ich wünsche dir von Herzen eine hochfliegende Woche von Mittwoch zu Mittwoch,

deine Katharina

Zitat der Woche: „Wenn alles gegen dich zu laufen scheint, erinnere dich daran, dass das Flugzeug gegen den Wind abhebt, nicht mit ihm.“ (Henry Ford)

https://youtu.be/P4L9N9H7_qA