Am vergangenen Montag ist meine jüngste Tochter 18 Jahre alt geworden. Ein Grund, ausgiebig zu feiern und dem Leben Dank dafür zu sagen, dass sie lange genug leben durfte, um erwachsen werden zu dürfen.

Das ist alles andere als selbstverständlich. Und wer wüsste das besser als ich?

Nein, nicht nur von Berufs wegen werde ich tagtäglich mit dem Tod konfrontiert. Mit teilweise sehr krassen und traurigen Todesfällen. Ich habe selbst ebenfalls schon sehr traurige Abschiede erleben müssen. Der traurigste davon war der Tod einer meiner Töchter.

Ich werde ihren Tod nie vergessen. Ich werde auch ihr kleines, kurzes Menschenleben für immer in meinem Herzen bewahren. Aber an den Geburtstagen meiner jüngsten Tochter ist dieser Tod in jedem Jahr mit Händen zu greifen, weil die beiden Zwillinge sind. Während die Eine leben durfte und Jahr für Jahr ihren Geburtstag feiert, war die Andere gerade mal dreizehn Tage auf dieser Welt.

Ich hätte damals sagen können: Warum trifft das ausgerechnet mich? Meine Familie und ich hätten sagen können: Warum trifft das ausgerechnet uns?

Aber tatsächlich war das nicht meine Frage. Meine Frage lautete: Warum ich nicht?

Ich sehe es so häufig, dass Menschen vor der Zeit sterben müssen, Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene. Leute, die noch nicht zum Sterben bereit sind, die es aber müssen.

  • Weil sie krank sind
  • Weil sie verunfallen
  • Weil sie ihr Leben in einem unsinnigen Krieg lassen
  • Weil…

Es gibt so viele, die nicht alt und lebenssatt sterben. Warum also sollte ausgerechnet ich davon verschont bleiben?

Es ist eher ein riesengroßes Glück, nicht von einem Sterbefall vor der Zeit betroffen zu sein, als dass es ein riesengroßes Pech ist, das miterleben zu müssen.

Kannst du mir folgen?

Mir hat es für mein Leben sehr, sehr weitergeholfen, die Perspektive zu verändern: Warum ich nicht? Und die Antwort auf diese Frage habe ich in meiner Arbeit bereits Hunderte von Malen gefunden. Denn was ich an eigenem Leibe erlebt habe, bildet den Humus, auf der meine Tätigkeit als Trauerrednerin erblüht ist.

Es war mein Weg. Nenn du es ein furchtbares Schicksal. Ich nenne es: bereit gemacht worden zu sein – für Leben und Tod und alle Nuancen dazwischen.

Ich wünsche dir von Herzen eine annehmende Woche von Mittwoch zu Mittwoch,

deine Katharina

 

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