Zu jedem Trauerfall, den ich als Trauerrednerin begleite, gehört in der Regel ein Trauergespräch (in ganz seltenen Fällen auch mal mehrere). Dieses Gespräch dient dazu, die verstorbene Person kennenzulernen. Du erfährst etwas über ihr Leben, über ihren Charakter, über die Art und Weise, ihr Leben zu gestalten.

Dieses Geschehen ist trotz des traurigen Anlasses eine höchst lebendige Angelegenheit.

Da dieses Gespräch ein Baustein der Vorbereitung der Abschiedsfeier ist, nennen viele meiner Kolleginnen und Kollegen es schlicht und ergreifend Vorgespräch. Ich dagegen nenne diese Gespräche sehr bewusst Trauergespräche. Und ich erkläre dir auch, warum ich das tue.

Ein Vorgespräch ist eine sachliche Angelegenheit. Mithilfe eines Vorgespräches kannst du klären, was es bei deinem runden Geburtstag im Restaurant zu essen geben soll. Du kannst in der Bank besprechen, ob dir ein Dispo eingeräumt wird und wenn ja zu welchen Konditionen. Ein Vorgespräch ist auch ein erstes Gespräch in einem Fitnessstudio, in dem du dich möglicherweise anmelden wirst. Solcherlei Gespräche haben mit einem Zusammentreffen und Miteinander-Sprechen angesichts eines Trauerfalls rein gar nichts zu tun. Merkst du den Unterschied?

Ein Trauergespräch ist ein Gespräch, das du zu einem ganz bestimmten Anlass in einer hochemotionalen Angelegenheit führst. Das heißt, du gehst in der Begegnung mit den Angehörigen mitten hinein in deren Trauersituation. Das braucht nicht nur eine entsprechende Haltung, sondern auch das Fingerspitzengefühl, mit Trauernden angemessen, einfühlsam und achtsam begleitend umgehen zu können. Denn alle Anwesenden – außer dir – sind normalerweise mehr oder weniger von akuter Trauer betroffen.

Deshalb heißt bei mir ein Trauergespräch ganz bewusst Trauergespräch. Mit sachlich hat das nämlich nichts zu tun.

Mir legt sich der Verdacht nahe, dass mit der Wortwahl Vorgespräch einer Tabuisierung der Trauer in unserer Gesellschaft Vorschub geleistet wird. Sicherlich bei den meisten, die das Wort Vorgespräch verwenden, nicht mit Absicht. Aber faktisch passiert es.

Beim Thema Trauerfeier bin ich anderer Meinung. Da lässt sich durchaus von Abschiedsfeier oder Lebensfeier sprechen. Ebenso bei der Trauerrede. Sie lässt sich mit Fug und Recht als Abschiedsrede oder Lebensrede betiteln.

Bei Trauergesprächen aber bin ich klar.

Mitten hinein in die Trauer der Menschen zu gehen und in dieser Situation mit ihnen zu sprechen, ist definitiv ein anlassbezogenes Trauergespräch.

Das ist meine Meinung. Wie ist deine? Schreib mir gerne, wie du darüber denkst.

Beste Grüße aus dem Teufelsmoor und sonnige Pfingsten für dich,

deine Katharina

Interessierst du dich für eine Ausbildung zum Trauerredner oder zur Trauerrednerin, dann lasse dich gerne unverbindlich auf die Warteliste für meinen nächsten Kurs „Worte für die Ewigkeit“ setzen. Auf dieser Seite findest du Infos zur Ausbildung und die Möglichkeit, dich für die Warteliste einzutragen: https://www.worte-fuer-die-ewigkeit.online/