Der Mensch ist zu heftigen Emotionen fähig. Du weißt das, wenn du je bis über beide Ohren verliebt warst. Wenn du schon einmal das Gefühl hattest, beinahe vor Wut zu platzen. Oder wenn du so traurig warst, dass es dich schier zu zerreißen drohte.

Wollten wir solche Gefühle auf einer Skala abbilden, dann wären die Ausschläge gegenüber dem Normalzustand groß. Das ist nichts, was uns beunruhigen sollte. Dafür sind wir gemacht. Wir haben von Natur aus eine große emotionale Flexibilität. Sie wurde uns in die Wiege gelegt und gehört zu dem wichtigsten Instrumentarium, das uns menschlich macht.

Verliebtheit möchte niemand hinunterschlucken. Sie taucht die Welt in Rosarot. Trauer hingegen fühlt sich schrecklich an. Wer trauert, hofft in der Regel, dass die Trauer so bald wie möglich wieder verschwindet. Eine mögliche Reaktion ist zu versuchen, sie zu verdrängen.

Ablenkung, möglichst nicht dran denken, so tun, als wäre sie nicht da, einfach weitermachen wie bisher. Das alles sind Möglichkeiten, dem starken Gefühl der Trauer aus dem Weg gehen zu wollen. Aber ich sage dir, dass das nicht gelingt. Oder es gelingt nur vordergründig. Denn selbst wenn du die Trauer zu ignorieren versuchst, arbeitet sie trotzdem in dir.

Die Trauer bahnt sich ihren Weg. Und das schafft sie. Immer.

Das heißt, gibst du dem heftigen Gefühl der Trauer keinen Raum, dann sucht sie sich ihren eigenen Kanal, um sich bemerkbar zu machen. Psychische oder auch körperliche Erkrankungen können die Folge sein.

Ein Beispiel: Es gibt Dampfkochtöpfe, die den Prozess des Garens verkürzen, indem sie in ihrem Innern einen hohen Druck erzeugen. Der Topf hält diesen Druck nur aus, weil er oben auf dem Deckel ein Ventil hat, über das er Dampf ablassen kann. Täte er das nicht, würde der Topf über kurz oder lang explodieren.

So kannst du dir auch deine Trauer vorstellen. Trauer erzeugt einen inneren Druck. Und wenn du den Druck nicht verminderst, indem du Dampf ablässt, explodierst du im übertragenen Sinne des Wortes. Allerdings kannst du bei einer Explosion nicht mehr steuern, was dann passiert.

Gezielt Dampf ablassen im Trauerfall, das funktioniert, indem du Wege nutzt, die dir auch sonst guttun:

  • sportliche Betätigung
  • Weinen
  • ein Gespräch mit einer Freundin, einem Freund
  • Tagebuch schreiben

Dir fällt bestimmt ein eigener Weg ein, um den psychischen Trauerdruck zu vermindern. Ein Weg, der zu dir passt und der dir dabei hilft, deiner Trauer Raum zu geben. Wichtig dabei ist, dass es ein echter Kanal ist, um deine Traurigkeit von innen nach außen zu bringen. Keine bloße Ablenkung. Denn die hilft nur kurzfristig.

Welcher Weg, deine Trauer auszuleben, hat sich für dich bewährt? Schreib mir gerne von deinen Erfahrungen.

Ich wünsche dir von Herzen eine Dampf ablassende Woche von Mittwoch zu Mittwoch,

deine Katharina

Zitat der Woche: „Die Träne ist die Sprache der Seele und die Stimme des Gefühls.“ (Filippo Pananti)

 

Möchtest du Anregungen wie diese an jedem Mittwochmorgen direkt in dein E-Mail-Postfach bekommen, dann trage dich gerne in meinen Verteiler ein:

Mittwochs-Mail