Kürzlich habe ich in der Trauerbegleitung mit einer Frau über den Verlust ihrer Mama gesprochen. Für diese Frau gestaltet sich der Abschied von ihrer Mutter unglaublich schwierig. Sie kommt schlicht und ergreifend nicht damit zurecht und weiß überhaupt nicht, wie sie wieder am Leben anbeißen soll.
Im Gespräch mit ihr stellte sich heraus, dass die Mutter anonym beigesetzt wurde und vor der Beisetzung keine Trauerfeier stattgefunden hat.
Heutzutage hast du im Trauerfall viele Möglichkeiten:
- Du kannst die Art der Beisetzung bestimmen. Soll es eine Erdbestattung werden, eine Beisetzung mit Urne, eine Bestattung im FriedWald oder auf See?
- Es ist dir möglich zu entscheiden, ob du eine Trauerfeier machen möchtest oder nicht.
- Auch darfst du frei wählen, ob du die Menschen nach der Abschiedsfeier zu einer Kaffeetafel einlädst oder nicht.
- …
Immer mehr Bestattungsinstitute geben dir Freiräume, Neues auszuprobieren und bei der Gestaltung der Abläufe im Zusammenhang eines Trauerfalls mitzuwirken. Das alles sind positiven Entwicklungen. Jedoch…
Was wie Freiheit aussieht, kann auch eine Last sein.
Die Freiheit braucht nämlich eine gute Begleitung durch kompetente und einfühlsame Bestatter:innen, damit keine Entscheidungen getroffen werden, die sich im Nachhinein als falsch herausstellen.
Früher stand im Trauerfall alles fest. Vor allem in den Dörfern gab es Abläufe, an denen niemand rüttelte. Dazu gehörte, dass die Nachbarn sofort zur Stelle waren. Sie haben in der haltlosen Situation Halt gegeben. Sie waren es auch, die den Sarg getragen haben.
Aufgehoben zu sein in der Gemeinschaft und in den immer gleichen Abläufen. Das mag für die einen einengend gewesen sein, aber es hat auch geholfen.
Mir gefällt die neue Freiheit im Bestattungsfall, aber sie muss sehr gut begleitet werden. Denn anonym beizusetzen und vorher nicht einmal eine Trauerfeier zu machen, ist keinesfalls eine gute Idee. Das kann ich mit Bestimmtheit sagen, weil ich zu häufig schon erlebt habe, dass es im Anschluss zu Problemen bei der Verarbeitung des Verlustes gekommen ist.
Denn: Du kannst es nicht mehr ändern.
Ich muss der Frau in der Trauerbegleitung nun helfen, den Weg des Abschiedes, den eine Trauerfeier geboten hätte, mühsam selbst zu gehen. Ich hätte ihr das sehr gerne erspart.
Was wie Freiheit aussieht, kann auch eine Last sein.
Ich wünsche dir von Herzen eine in Freiheit gestaltete Woche von Mittwoch zu Mittwoch und einen schönen 1. Mai,
deine Katharina
Zitat der Woche: „Die größten Schwierigkeiten liegen da, wo wir sie nicht suchen.“ (Johann Wolfgang von Goethe)
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