In den vergangenen Wochen habe ich einige unfassbar traurige Abschiede begleitet. Und ja, die Geschichten berühren mich immer noch. Wenn ein relativ junger Mann im Alter von 40 Jahren „einfach so“ verstirbt, weil sein Herz stehenbleibt. Wenn ein Mann im Alter von 60 Jahren während eines Urlaubs in der Türkei auf dem Motorroller angefahren wird und stirbt, während seine Frau, die auf dem Sozius saß, schwerverletzt überlebt.

Es gibt keinen billigen Trost

Da gibt es keinen Trost, erst recht keinen billigen Trost. Da kommst du nicht weiter mit solch abgedroschenen Sprüchen wie „Wird schon wieder!“ oder „Du wirst schon sehen, es hat alles seinen Sinn!“; vielleicht auch: „Seine Zeit war eben abgelaufen!“ Nein, verdammt, war sie nicht!!!

Wenn der Schmerz über den plötzlichen Verlust die Angehörigen schier zerreißt und das Gefühl von Sinnlosigkeit sich ins Unermessliche steigert, dann helfen keine Worte. Dann hilft es nur, die Stärke zu haben, das Unfassbare mit auszuhalten, da zu sein, Nähe zu zeigen, Taschentücher zu reichen, Tee zu kochen und ansonsten still dazusitzen, eine Hand zu halten, eine Umarmung zu schenken, einfach menschlich zu sein.

Trauernde sind Menschen wie alle anderen auch

Trauernde sind die gleichen Personen, die sie vorher waren, nur eben traurige Personen. Sie brauchen Nähe und Zuwendung, aber sie brauchen niemanden, der sie mit einer künstlich-mitfühlenden „Beerdigungsstimme“ anspricht. Sie sind auch nicht plötzlich ihrer geistigen Fähigkeiten beraubt, sodass sie mit Fünf-Wort-Sätzen angesprochen werden müssten.

Sie brauchen jemanden, der ihre Situation sieht und ernstnimmt, der kein falsches Wort zu viel sagt, sondern eher mal fragt: „Möchtest du reden?“ „Was kann ich für dich tun?“ „An welcher Stelle kann ich dich am meisten entlasten?“

Trauernde sind weder entmündigt noch verblödet. Sie sind traurig, manchmal so wahnsinnig traurig, dass sie weder ein noch aus wissen. Und trotzdem ist all dieser Schmerz ein lebendiger Ausdruck und eine gesunde Reaktion auf einen Verlust, der die Seele bis weit über die Grenzen des Erträglichen hinaus fordert.

Wir sind alle mal vom Tod betroffen

Mal trifft es andere, und mal trifft es auch dich. Wir tun gut daran, uns dem Schmerz in all seinen Facetten auszusetzen – auf welcher Seite auch immer wir stehen…

Das ist mein kleiner Rückblick auf schmerzvolle Wochen, in denen ich meine sämtliche Empathie und Wärme und auch meinen Lebensmut brauchte. Es waren nicht mehr als winzige Funken von Licht in finsterster Nacht, die ich schenken konnte. Aber die wenigstens waren es.

Ich wünsche dir von Herzen eine lichtvolle Woche von Mittwoch zu Mittwoch,

deine Katharina

Zitat der Woche: „Nicht das Freuen, nicht das Leiden stellt den Wert des Lebens dar. Immer nur wird das entscheiden, was der Mensch dem Menschen war.“ (Ludwig Uhland)

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden