Als ich Kind war, liebte ich die Vorstellung vom Schlaraffenland. Alles haben, was ich will, Süßigkeiten ohne Ende, blauer Himmel, rosarote Wolken, ewiger Sonnenschein, Spiel und Spaß den lieben langen Tag. Es lockt die Kinder, das leichte, süße Leben ohne Verpflichtungen und Hausaufgaben. Und sie können sich in ihrer Fantasie stundenlang in so eine Welt hineinbegeben.

Ich weiß nicht mehr, wann ich den Traum vom Schlaraffenland abgelegt habe, ob ich mich irgendwann bewusst dazu entschieden habe oder ob das Leben selbst mir gezeigt hat, dass es eben doch kein Schlaraffenland ist und auch nie eines werden wird.

Das Schlaraffenland suggeriert, dass es uns um so besser geht, je mehr wir haben, dass Sorglosigkeit mit Fülle verbunden ist, mit der puren Menge dessen, was wir besitzen. Dieser Vorstellung hängen allerdings nicht nur Kinder nach, sondern auch viele Erwachsene. Und so häufen sie jede Menge Besitztümer auf, Geld auf, ohne zu hinterfragen, ob sie das alles wirklich brauchen, um glücklich zu sein.

Wer je etwas verloren hat, weiß, dass sich Glück nicht in Reichtum bemisst, sondern in den Menschen und Dingen, die das Herz erfreuen und das Leben lebenswert machen. Manchmal bedarf es des Verlusts, um dies deutlich zu machen, um aus der Menge dessen, was wir haben und besitzen, das Wenige herauszufiltern, was wirklich von Bedeutung ist. Das zu wissen, macht den Verlust nicht leichter, wenn etwas oder jemand geht, aber es hilft dabei, die Zeit zu nutzen und sich auf das zu konzentrieren, was wirklich trägt.

Ich brauche kein Schlaraffenland, kein Himmelblau und Rosarot, ich brauche Menschen und Beziehungen und einige wenige Dinge, die mich glücklich machen und mir zeigen, eine wie große Bedeutung sie für mein Leben haben – und zwar bevor ich sie verliere.

Ich wünsche dir eine Woche voll der Suche nach deinen Lebensschätzen – nach denen, die gegangen sind und nach denen, die dir bleiben.

Von Herzen alles Liebe,

deine Katharina

Zitat der Woche: „Was du am meisten liebst, erkennst du beim Verlust.“ (Aus Polen)